Zocken gegen Alzheimer – Deutsche Telekom präsentiert Spiel zur Demenzforschung

Martin Reitbauer 4. May 2016 0 Kommentar(e)

Mit dem Spiel “Sea Hero Quest” stellst du deinen Display-Daumen in den Dienst der medizinischen Forschung. Jede gespielte Minute soll den Wissenschaftlern Stunden an Laborarbeit ersparen.

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Die fortschreitende Alterung der Gesellschaft stellt die Gesundheitssysteme vor immer neue Probleme. Ein besonders gravierendes ist der rasante Anstieg von Demenzerkrankungen bei Menschen gehobenen Alters. Schon derzeit sind laut Schätzungen weltweit rund 50 Millionen Menschen betroffen, im Jahr 2050 soll diese Zahl auf 135 Millionen ansteigen. Die Betroffenen leiden unter Gedächtnis- und Orientierungsverlust und vielen anderen kognitiven Einschränkungen. Die Ursachen für Demenzerkrankungen sind wissenschaftlich nicht geklärt, die Möglichkeiten zur Therapie daher stark eingeschränkt.

“Sea Hero Quest”

Im Rahmen der re:publica in Berlin stellte die Deutsche Telekom heute ein Projekt vor, das sich als nützliches Puzzleteil in der Lösung des Problems herausstellen könnte. Es ist das Spiel „Sea Hero Quest“, das in Zusammenarbeit mit Wissenschaftlern des University College London, der University of East Anglia sowie dem Spieleentwickler Glitchers entstanden ist.

 

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Das Spiel richtet sich keineswegs an Demenzpatienten selbst, wie man vielleicht denken könnte – das Ziel ist nicht die Therapie der Krankheit sondern die Frühdiagnose. Das Spielverhalten der (vermutlich großteils) gesunden Spieler wird in der App protokolliert und vom Hersteller in eine Online-Datenbank eingebracht – vollständig anonymisiert, versteht sich. Die Daten sollen der Wissenschaft als „base line“ für normales Orientierungsverhalten dienen. Ein Vergleich mit dem abweichenden Spielverhalten von diagnostizierten Demenzpatienten könnte in Zukunft neue Diagnoseverfahren für Alzheimer und verwandte neurodegenerative Erkrankungen hervorbringen.

 

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„Sea Hero Quest“, das seit gestern für Android und iOS gratis erhältlich ist, stellt den Spieler vor Aufgaben, die den Orientierungssinn fordern – ein Bereich, in dem sich beginnende Demenz oft schon früh bemerkbar macht. Im ersten Level steuert der Spieler ein Boot durch einen arktischen Fjord, muss sich eine Landkarte einprägen und eine darauf vermerkte Boje ansteuern. Später geht es darum, seinen Ausgangspunkt wiederzufinden und Leuchtraketen in die richtige Richtung abfeuern. Dann wieder muss der Spieler aus dem Meer auftauchende Seemonster verfolgen und im richtigen Moment fotografieren.

 

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Die Motivation zum Spiel ergibt sich nicht nur aus dem Gameplay selbst – nach jeder Episode wird der Spieler daran erinnert, wie viel er mit der Teilnahme zu dem Forschungsprojekt beigetragen hat.

1 Jahr spielen ersetzt 50 Jahre Forschung

Hilary Evans, Geschäftsführerin der britischen NGO Alzheimer’s Research, die ebenfalls an dem Projekt beteiligt ist, zeigt sich begeistert: „In der Demenzforschung gibt es bisher kein Projekt dieser Größenordnung. Mit dem von der Deutschen Telekom initiierten mobilen Spiel ‚Sea Hero Quest’ können wir einen unschätzbaren Datenpool erheben […] das ist genau die Art von Innovation, die wir benötigen, um den nächsten Durchbruch in der Demenzforschung zu erzielen“.

Telekom-Markenchef Hans-Christian Schwingen hofft, dass Sea Hero Quest bis Ende des Jahres die 100.000 Downloads-Marke knackt. Die Spieldaten sollen das Äquivalent von 50 Jahren Laborarbeit zur Demenzforschung beitragen.

 

 

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