Der Spieleentwickler Zynga galt einst als erfolgreichster Vertreter des aufkeimenden Free2Play-Modells – die gerade veröffentlichten Geschäftszahlen zeigen das Unternehmen allerdings im freien Fall und machen deutlich, dass das Free2Play-Modell alleine nicht ausreicht.
Jeder kennt Farmville – selbst wenn man es selber nie gespielt hat, wurde man doch zumindest mit dutzenden Anfragen zum Mitspielen auf Facebook überschwemmt. Zumindest damals, als das Spiel noch der heiße Scheiß unter den Casual Games war. Doch die Spielebranche schläft bekanntlich nicht und so kräht heute kaum noch ein Hahn nach Farmville. Das bekommt auch das Entwicklerstudio Zynga zu spüren. Vom damaligen Erfolg ist heute nicht mehr viel übrig, wie die gestern veröffentlichten und von roten Zahlen und Umsatzrückgang beherrschten Geschäftszahlen verdeutlichen.
Der Umsatz ging im Vergleich zum Vorjahr um gewaltige 36 Prozent zurück und beläuft sich gerade einmal noch auf 168 Millionen US-Dollar. Beim Nettoeinkommen wird die Talfahrt dagegen noch viel deutlicher. Wo im Vorjahr noch ein positiver Betrag von über vier Millionen US-Dollar stand, klafft heute ein Verlust von mehr als 61 Millionen US-Dollar.
Verantwortlich für diese negative Entwicklung ist vor allem die massenhafte Abwanderung der Spieler. Die Anzahl der aktiven Spieler pro Monat ist im letzten Quartal um die Hälfte gesunken, waren es im Q1 2013 noch 253 Millionen Spieler, konnten im gleichen Zeitraum 2014 nur noch 126 Millionen Spieler registriert werden. Da im Durchschnitt gerade einmal 3-5 Prozent der Spieler auch Geld ausgeben, macht sich ein solcher Rückgang auch finanziell schmerzlich bemerkbar.
Außerdem hat Zynga den Schritt auf die Mobile-Plattformen verschlafen und zudem keine weiteren Erfolgstitel nachgeschoben. Der Free2Play-Markt ist, wie wir in unserem ausführlichen Report zum Thema beleuchtet haben, sehr hart umkämpft und wer nur kurz nicht aufpasst und eine Entwicklung verpennt, hat danach große Probleme, wieder auf die Beine zu kommen. Die meisten damaligen Farmville-Spieler dürften inzwischen Spiele von Wooga, Supercell oder King.com spielen. Letzteres Unternehmen steht allerdings vor ähnlichen Problemen – der Börsengang war ein Reinfall und ein würdiger Nachfolger für Candy Crush Saga ist derzeit auch noch nicht in Sicht.
Zynga gibt aber zumindest nicht so schnell auf. Die mobilen Plattformen können immerhin ein bescheidenes Wachstum von 11 Prozent verbuchen. Außerdem hat das Unternehmen im vergangenen Jahr Don Mattrick angeheuert, der Zynga-Begründer Mark Pincus auf dem Chefposten ablöst. Mattrick war zuvor bei Microsoft für die Xbox verantwortlich und ist derzeit damit beschäftigt, die Zynga-Führungsetage kräftig umzukrempeln. Wir sind gespannt, ob es ihm gelingt, das Ruder nochmal rumzureißen.