Was gibt es derzeit Neues bei den Smartphone-Bildschirmen? Welche Innovation ist lediglich ein Hype – und welche tatsächlich zukunftsträchtig und richtungsweisend?
Ultra-HD-Fernseher
Viel Spaß können Sie haben, wenn Sie in Ihrem Freundeskreis die Frage aufwerfen, wie sinnvoll 4K-Fernseher sind. Das Argument der einen wird lauten: Jeder, der tatsächlich einmal einen 4K-Fernseher in Aktion erlebt hat, möchte nicht mehr zu einer niedrigeren Auflösung zurückkehren. Und da ist viel Wahres dran: 4K- oder Ultra-HD-Fernseher haben mit 3840 mal 2160 Punkten eine viermal höhere Auflösung als herkömmliche HD-Fernseher. Das macht sich durch gestochen scharfe Bilder bemerkbar.
Die Skeptiker werden jedoch anmerken, dass es noch relativ wenig Videomaterial gibt, das tatsächlich in dieser Auflösung vorliegt. Das gilt sowohl für Filme auf „Ultra HD Blu-ray“-Scheiben als auch für Streaming-Angebote. Daher läuft es meist darauf hinaus, dass man sich auf einem Ultra-HD-Fernseher „lediglich“ hoch- und dadurch schöngerechnete HD-Filme anschaut. Was ansprechend aussieht, aber nicht unbedingt die Anschaffung eines Ultra-HD-Fernsehers rechtfertigt.
Andererseits können Ultra-HD-Fernseher 4K-Material, das Sie selbst hergestellt haben, hochauflösender anzeigen als HD-Fernseher. Das gilt sowohl für Fotos als auch für Videos. Und für solche hochauflösenden Aufnahmen benötigen Sie nicht unbedingt eine Digitalkamera oder einen 4K-Camcorder. Denn inzwischen gibt es etliche Smartphones, die in der Lage sind, 4K-Videos anzufertigen. Und Fotos können viele Smartphones ohnehin in einer Auflösung herstellen, die oberhalb der 4K-Grenze liegt.
4K-Smartphones
Wenn die Diskussion sich dann etwas beruhigt hat, können Sie sie erneut anfachen, indem Sie Smartphones mit hochauflösenden Bildschirmen erwähnen: Seit vielen Jahren liefern sich die Smartphone-Hersteller ein Wettrennen um immer höhere Bildschirmauflösungen. Und tatsächlich gibt es jetzt mit dem „Xperia Z5 Premium“ von Sony bereits ein Smartphone, das über eine 4K-Auflösung verfügt. Das entspricht bei der Bildschirmdiagonale von 5,5 Zoll einer Pixeldichte von etwa 800 ppi. Und das, obwohl das menschliche Auge bei normalem Betrachtungsabstand spätestens ab ungefähr 450 ppi keine störenden Bildpunkte mehr erkennen kann. Und für das unbewaffnete Auge bei dieser Bildschirmgröße kaum ein Unterschied zwischen Full HD und 4K feststellbar ist.
4K-Smartphone-Bildschirme sind sinnvoll für Virtual-Reality-Lösungen.
Das weiß natürlich auch Sony – und macht sich gar nicht erst die Mühe, die Bedienungsoberfläche normaler Apps wirklich in der 4K-Auflösung darzustellen, sondern beschränkt sich „lediglich“ auf die Full-HD-Auflösung. Das sorgt dafür, dass der Stromverbrauch nicht unnötig ansteigt. Nur beim Abspielen von 4K-Videos verwendet das Xperia Z5 Premium tatsächlich die 4K-Auflösung. Darüber hinaus kann das Smartphone Fotos und Videos auf die 4K-Auflösung hochskalieren, um sie schärfer aussehen zu lassen.
Der Nutzen einer derartig hohen Auflösung ist also eher klein. Daher haben die anderen Smartphone-Hersteller – soweit bekannt – auch keine Pläne, in diesem Jahr ebenfalls Smartphones mit 4K-Bildschirmen auf den Markt zu bringen. (Es gibt allerdings Gerüchte, dass vom nächsten Samsung-Flaggschiff „Galaxy S7“ auch eine Premium-Version mit 4K-Bildschirm erscheinen soll.)
Sinnvoll sein kann eine derartig hohe Pixeldichte allerdings beim Verwenden eines Smartphones als Virtual-Reality-Brille – weil dann der Abstand zwischen Augen und Bildschirm naturgemäß wesentlich geringer ist.
Der Siegeszug von AMOLED
AMOLED-Displays haben in letzter Zeit stark an Marktanteilen hinzugewonnen: Im dritten Quartal 2015 handelte es sich bei 18 Prozent aller Smartphone-Bildschirme um AMOLED-Displays. Im selben Quartal des Jahres 2014 lag dieser Wert noch bei 10 Prozent. Dieser Anstieg liegt daran, dass zusätzlich zum AMOLED-Pionier Samsung nun auch andere Hersteller verstärkt auf derartige Bildschirme setzen – darunter die Unternehmen Huawei, Lenovo, Oppo, Microsoft und BlackBerry.
AMOLED-Displays haben bei den zukunftsträchtigen Wearables die Nase vorn.
Dieser Trend dürfte sich in Zukunft noch verstärken. Nicht zuletzt durch die Tatsache, dass (zumindest gerüchteweise) auch Apple für künftige iPhone-Generation AMOLED-
Displays verwenden wird – geliefert von Samsung.
Ebenfalls wichtig: Biegsame Bildschirme lassen sich erheblich leichter mit der AMOLED- als mit der LCD-Technologie herstellen. So dass AMOLED-Displays die Nase vorn haben, wenn es um die zukunftsträchtigen Wearables geht, elektronische Geräte also, die beispielsweise am Handgelenk getragen oder in Kleidungsstücke integriert werden.
Mit Hilfe solcher biegsamer AMOLED-Displays lassen sich auch zusammenfaltbare und -rollbare Bildschirme produzieren, die es ermöglichen, dass die Bildschirme mobiler Geräte zwei gegensätzliche Anforderungen erfüllen: Einerseits sollen sie während des Benutzens möglichst groß sein – und andererseits während des Transports möglichst klein.
AMOLED oder LCD?
Beide Technologien sind inzwischen ausgereift. AMOLED-Bildschirme verbrauchen jedoch in der Regel weniger Strom als LCD-Bildschirme, sind dünner und zeichnen sich durch satte Farben, hohen Kontrast und tiefe Schwarzwerte aus. Andererseits sind sie im Allgemeinen weniger hell, können im Laufe der Zeit an Farbintensität verlieren – und sind in der Produktion (zumindest derzeit noch) kostspieliger.
Neues Metall für Displays könnte Smartphones preiswerter machen
Wissenschaftler an der Pennsylvania State University haben eine neue Art Metall entwickelt, die sowohl durchsichtig als auch elektrisch leitfähig ist – und dafür sorgen könnte, dass in Zukunft Smartphones deutlich preiswerter werden.
Die meisten berührungsempfindlichen Bildschirme werden derzeit aus Indiumzinnoxid (ITO) hergestellt. Dieses Material ist allerdings relativ kostspielig: Bis zu 750 US-Dollar pro Kilogramm müssen die Hersteller zahlen. Das führt dazu, dass Indiumzinnoxid bis zu 40 Prozent der Kosten eines Smartphones oder Tablets ausmacht.
Die US-Forscher unter der Leitung von Roman Engel-Herbert haben jedoch nun einen Ersatz für Indiumzinnoxid gefunden: korrelierte Metalle. Die Molekularstruktur dieser Metalle sorgt dafür, dass sie bei der Leitfähigkeit und bei der Durchsichtigkeit ähnlich gut abschneiden wie Indiumzinnoxid.
Für die Herstellung von korrelierten Metallen lassen sich Elemente wie Strontium und Vanadium verwenden, die weniger selten sind als Indium und daher weniger als 25 Dollar pro Kilogramm kosten. Die Wissenschaftler gehen davon aus, dass in den Fertigungsstätten keine größeren Änderungen nötig sein werden, um korrelierte Metalle statt Indiumzinnoxid für die Herstellung von berührungsempfindlichen Bildschirmen zu verwenden.