Report: Die Google Glass-Konkurrenz im Ãœberblick

Redaktion 21. April 2013 2 Kommentar(e)

Google avanciert mit seiner im letzten Jahr vorgestellten Datenbrille „Glass“ zum Synonym einer ganzen Geräteklasse und zur Speerspitze des heißen Themas „Wearable Computing”. Der einst als Suchmaschinenanbieter groß gewordene Konzern ist allerdings nicht das erste Unternehmen, das eine Datenbrille auf den Markt bringt oder bringen wird. Bereits jetzt sind schon einige Anbieter am Start, von denen manche ihre Geräte bereits im freien Handel feil bieten. Wir haben uns für euch schlau gemacht und die interessantesten Gadgets zusammengetragen.

Auf der Entwicklerkonferenz Google I/O herrschte im vergangenen Jahr großes Staunen: Mit einer Live-Demo von Project Glass überraschte und verblüffte Google die Zuschauer im Saal und im Livestream. Ein Team von Fallschirmspringern stieg in luftiger Höhe aus einem Flugzeug, das über der Kongresshalle, in der die Google I/O stattfand, und landete auf dem Dach. Dabei waren die Fallschirmspringer durch einen Goolge+ Hangout über ihre Datenbrillen mit der Staunenden Menge verbunden. Doch seht am besten selbst:

Oakley Airwave Snow

Oakley ist einer der Spezialisten, wenn es um Sonnenbrillen und Sportbekleidung geht. Das amerikanische Unternehmen hat mit der Oakley Airwave Snow eine Datenbrille speziell für Sportler (Skifahrer und Snowboarder) entwickelt. In der Schutzbrille befindet sich auf der rechten unteren Seite ein kleines Display, das wie ein 14 Zoll Display aus eineinhalb Meter Entfernung wirkt. Bluetooth, GPS und eine Vielzahl an Sensoren sind in die Brille eingearbeitet. Der Clou zur Bedienung ist keine Sprachsteuerung, sondern ein Controller am Handgelenk. Dadurch soll es dem Nutzer möglich sein, draußen und mit Handschuhen bequem einzelne Steuerelemente auszuwählen.

Airwave Snow Datenbrille von Oakley / Bildquelle: Oakley

Airwave Snow Datenbrille von Oakley / Bildquelle: Oakley

Für Skifahrer und Snowboarder besonders interessant sind die zusätzlichen Features, die die Brille bietet. So werden Geschwindigkeit, Höhe, sowie Landkarten für Skigebiete angezeigt. Sprünge sollen ebenfalls analysiert werden können. Ganz günstig ist der Spaß von Oakley allerdings nicht. 599 € müssen für die Airwave Snow auf den Tisch gelegt werden.

Olympus MEG4.0

Bei Olympus scheint man seit über 20 Jahren an einer Datenbrille zu werkeln. Dies beweist ein Patent, das Olympus am 26. Mai 1992 eingereicht hatte. Bisweilen sind die Japaner allerdings nicht sehr weit gekommen mit ihren Forschungen.

Besonders viel ist über die MEG4.0 leider nicht bekannt. Einzig, dass sie sich via Bluetooth mit Smartphone und / oder Tablet verbindet und 30 g wiegt. Darüber hinaus muss die Olympus Lösung an einem Brillengestell befestigt werden. Eine Komplettlösung, wie sie Google mit Glass anstrebt, ist bisher noch nicht realisiert worden. Das sichtbare Display ist deutlich kleiner und löst mit gerade einmal 320 x 240 Pixeln auf. Im Dauerbetrieb soll die MEG4.0 zwei Stunden laufen können. Sie verfügt noch über einen Stromsparmodus. In diesem schaltet sich die Brille alle 3 Minuten für 15 Sekunden an. Dadurch soll eine maximale Betriebszeit von 8 Stunden erreicht werden.

Ob und wann Olympus die MEG4.0 Marktreif hat und zu welchem Preis sie dann letztendlich verkauft wird, ist noch vollkommen offen.

Vuzix M100 Smart Glasses

Die Firma Vuzix wird kaum jemanden ein Begriff sein. Das Unternehmen hat aber bereits Erfahrungen mit Augmented Reality Brillen. Bisher hat Vuzix drei Augmented Reality Brillen für den professionellen Bereich entwickelt und im Markt etabliert.

Mit der M100 Smart Glasses hat Vuzix auch eine Datenbrille, ähnlich der von Google Glass konzipiert. Ein Verkaufsstart wird bald erfolgen. Die M100 wird ähnlich einem Headset am Kopfbefestigt. Es wird also kein Brillengestell benötigt.

Vuzix M100 Smart Glasses / Bildquelle: Vuzix

Vuzix M100 Smart Glasses / Bildquelle: Vuzix

Technische Daten sind bei diesem Modell bereits bekannt. So soll die M100 ein Display mit 400 x 240 Pixeln (WQVGA) verfügen. Der Träger soll die gleiche Sichtgröße haben, wie ein 4 Zoll großes Display, das ca. 35 cm von den Augen entfernt ist.

Für den Betrieb läuft auf dem M100 Android Ice Cream Sandwich. Es verbindet sich mit Smartphones über Bluetooth und soll sowohl Android-, als auch iOS-Smartphones unterstützen.

Weitere technische Daten Vuzix M100 Smart Glasses

  • 16:9  Bildformat
  • > 2.000 nits Helligkeit
  • 24 Bit Farben
  • OMAP4430 Prozessor mit 1 GHz
  • 1 GB RAM
  • 4 GB interner Speicher, erweiterbar durch microSD-Karten
  • 3 Gyroskope
  • 3 Beschleunigungssensoren
  • Integrierter Kompass
  • Ãœber 8 Stunden Akkulaufzeit
  • 2 Stunden Display an
  • 1 Stunde Display an und Aufnahme von Videos
  • Videos werden in 720p aufgenommen
  • Kopfhörer integriert

Motorola Solutions HC1

Wie auch Oakley hat Motorola eine Datenbrille, die sich an eine ganz bestimmte Zielgruppe wendet. Hier ist weniger die Masse, sondern Arbeiter in der Industrie im Mittelpunkt. Vorgestellt hatte Motorola den HC1 im Oktober 2012.

Da die Datenbrille für den Industriebereich entwickelt wurde, tritt der Faktor Design in den Hintergrund. Wichtig war bei der Entwicklung, dass der HC1 über viele Stunden bequem getragen werden kann und besonders langlebig ist.

Motorola Solution HC1 / Bildquelle: Motorola

Motorola Solution HC1 / Bildquelle: Motorola

Das gesamte Gerät sieht deutlich schwerer aus, als es ist. Gerade einmal 670 Gramm bringt der HC1 auf die Waage. Das Display hat die Abmessungen 800 x 600 Pixel. Auf der Produktseite des Motorola HC1 wird noch auf zwei Batterievarianten hingewiesen. Der Standard-Akku besitzt 1.950 mAh und die „Extendet Life Battery“ hat großzügige 4.800 mAh zu bieten.

Durch den großen Akku soll gewährleistet werden, dass Arbeiter über viele Stunden immer wieder Dokumente und Programme während der Arbeit abrufen können und dabei beide Hände frei haben. Einen Preis, sowie eine Markteinführung hat Motorola bisher noch nicht bekanntgegeben.

Brother AIRScouter

Ein Preis für den Brother AIRScouter ist bekannt. 200.000 Yen (umgerechnet ca. 1.550 €) sind für die Datenbrille von Brother fällig. Das Gerät gibt es derzeit ausschließlich in Japan zu kaufen.

Brother verkauft den AIRScouter komplett mit Brillengestell und als Aufsatz für Brillenträger. Bilder werden auf dem Display bis maximal 800 x 600 Pixel (SVGA) angezeigt. Die Haupteinheit wiegt gerade einmal 64 Gramm, mit dem Brillengestell sind es 106 Gramm, also ein bisschen mehr als eine Tafel Schokolade.

Brother AIRScouter / Bildquelle: Brother

Brother AIRScouter / Bildquelle: Brother

Der Brother AIRScouter soll – wie auch Motorola HC1 – im Arbeitsumfeld benutzt werden. Arbeiter können auch bei diesem Modell Anleitungen und Hilfen abrufen, während sie eine Tätigkeit durchführen. Eine Kamera zum Aufnehmen von Videos, sowie ein Headset sind optional erhältlich.

Für den europäischen Markt hat Brother ein leicht abgeändertes Modell entwickelt. Die WD-100G Datenbrille soll in den Bereichen Logistik, Montage, Reparatur und Instandhaltung eingesetzt werden. Der Preis für dieses Modell ist dabei deutlich höher, als der Verkaufspreis des AIRScouter. 2.378,81 € werden fällig und ist somit für den Privatanwender unterinteressant.

Si14 Glass Up

In der Nähe von Venedig (Italien) hat das Unternehmen Si14 seinen Sitz. Mit „Glass Up“ wurde auf der CeBIT 2013 auch eine Datenbrille vorgestellt. Die gesamte Steuereinheit (Prozessor, Projektor usw.) ist im rechten Brillenbügel integriert. Mittels Bluetooth verbindet sich Glass Up mit dem Smartphone und liefert Inhalte auf das rechte Brillenglas.

Glass Up von Si14 soll noch im Herbst 2013 erscheinen / Bildquelle: Si14

Glass Up von Si14 soll noch im Herbst 2013 erscheinen / Bildquelle: Si14

Von der Akkuleistung her soll Glass Up einen ganzen Tag lang halten. Bei der Auflösung von 320 x 240 Pixeln hat sich Si14 für wenig Auflösung entschieden. Filme oder Bilder ansehen ist damit nur bedingt möglich. Der Schwerpunkt liegt auf Text.

Für die Übermittlung des Textes vom Smartphone zur Brille ist ein Zwischenschritt nötig. Eine App auf dem Smartphone muss gestartet werden, die dann die Daten auf die Brille überträgt. Die Verantwortlichen sehen ihr Glass Up als ideale Ergänzung für Fußgänger und Radfahrer, die sich Navigationsanweisungen anzeigen lassen können. Ebenfalls denkbar sei Glass Up für Kinobesucher, die sich Untertitel einblenden lassen oder Theaterbesucher, die Zusatzinformationen erhalten können.

Geplant ist, dass Glass Up im September für knapp 300 € auf den Markt kommen soll.

Sony

Auch bei Sony ist man bereits dabei, die Möglichkeiten einer Datenbrille zu testen bzw. zu entwickeln. Im November 2012 hat das japanische Unternehmen einen Patentantrag beim US-amerikanischen Patentamt eingereicht, der eine digitale Datenbrille beschreibt. Anders als alle anderen Unternehmen, ist dem Patentantrag zu entnehmen, dass Sony jedem Auge ein kleines Display spendieren möchte. Die Größe des angezeigten Bildes / Inhaltes ist vom Nutzer dabei auch frei wählbar. Kopfhörer sind ebenfalls integriert im Brillengestell.

Sonys Patentantrag in den USA ist aber kein Aktionismus. Das Unternehmen hatte bereits 2008 einen ähnlichen Patentantrag in Japan gestellt. Welche Einsatzgebiete sich Sony vorstellt und wann so eine Datenbrille Marktreif ist und letztendlich auch, zu welchem Preis sie erscheinen wird, ist derzeit noch vollkommen offen.

Fraunhofer-Institut

Das renommierte Fraunhofer-Institut kann sich rühmen u.a. das mp3-Format erfunden zu haben (1995). Der Bereich COMEDD des Institutes forscht derzeit auch an einer Datenbrille. Über den Status des Prototypen ist man allerdings noch nicht hinaus. Die Steuerung der Brille wird durch eine Kamera realisiert, die die Bewegungen der Augen abfilmt. Die Kamera arbeitet dabei mit Infrarot, um bei allen denkbaren Lichtbedingungen arbeiten zu können.

Datenbrille des Fraunhofer-Institut filmt die Augenbewegungen zur Steuerung / Bildquelle. Fraunhofer-Institut

Datenbrille des Fraunhofer-Institut filmt die Augenbewegungen zur Steuerung / Bildquelle. Fraunhofer-Institut

Fazit

Es scheint so, als wäre die Zeit reif für die Produktkategorie Smartglasses. Gerade im Arbeitsbereich könnten Datenbrillen dem Träger durchaus eine große Erleichterung bei der Bewältigung von Arbeitsschritten sein. Etwa im Außeneinsatz für Monteure kann ein schneller Blick auf wichtige Unterlagen durchaus helfen. Für den Consumer-Bereich hingegen wird Google mit Glass wohl schnell den Referenzplatz einnehmen. Zumindest haben sie es geschafft, innerhalb kürzester Zeit einen regelrechten Hype auszulösen.

Fest steht, dass Datenbrillen kommen werden. Ob sie sich auch tatsächlich durchsetzen und zum alltäglichen Begleiter werden, wie es mittlerweile das Smartphone heute ist, bleibt abzuwarten. Hier werden zum einen der Funktionsumfang und der Preis entscheiden. Wenn eine Datenbrille à la Google Glass kaum Mehrwert gegenüber dem Smartphone bietet und zudem auch einen recht hohen Preis von 800 € und mehr hat, wird diese Datenbrille vorerst nur ein Gerät für Nerds und Geeks bleiben. Zu welchem Preis Google Glass gegen Ende des Jahres erscheinen wird, ist bisher noch nicht bekannt. Eine aktuelle Entwicklerversion von Glass kostet 1.500 US-Dollar. Erwartet wird eine endgültiger Verkaufspreis von 800 – 1.000 US-Dollar (ca. 600 – 760 €). Hierbei ist allerdings noch zu erwähnen, dass die Preise in Dollar und Euro nur Schätzungen sind und auch keine weiteren Gebühren, Zölle und Mehrwertsteuer enthalten.  Daher könnte der geschätzte Verkaufspreis auf 800 – 1.000 € steigen.

Ebenfalls zu bedenken, ist die derzeitige Skepsis gegenüber Google Glass. In zahlreichen Blogs und Foren wird momentan hitzig darüber diskutiert, ob Glass und seine bald erscheinenden Konkurrenzprodukte der Beginn eines neuen Trends sind, oder tatsächliche eine Gefahr für den Datenschutz darstellen.

Wie ist eure Meinung zu Datenbrillen wie Google Glass und wie viel würdet ihr für eine solche Datenbrille ausgeben? Nützliches Gerät, oder überwertete Spielerei für Nerds?

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