Kommentar: Größer ist schicker? – Wie sich Smartphone-Hersteller mit immer größeren Geräten übertrumpfen

Redaktion 28. April 2013 10 Kommentar(e)

Gigantomanie überall, wo man hinsieht. Hersteller von Smartphones kennen seit Monaten nur noch eine Richtung bei ihren Displays: Größer ist schicker. Die Hersteller versuchen sich gegenseitig zu übertrumpfen und lassen dabei die Grenzen zwischen Smartphone und Tablet verwischen. Das Maximum scheint aber aktuell erreicht zu sein. Waren 2010 Geräte mit 3,7 Zoll Standard, sind sie aktuell nur noch im Billigsegment zu finden. Das Nexus One kam im Mai 2010 mit dieser Displaygröße auf den Markt, kurz darauf stellte HTC sein Desire HD (damaliges Flaggschiff) mit 4,3 Zoll vor. Samsung und zahlreiche andere Hersteller gingen ebenfalls in dieser Zeit auf diese Größe hoch.

Mittlerweile sind wir beim Highend-Bereich bei über 5 bis 7 Zoll angelangt. Für ein Telefon sind das gigantische Ausmaße. Die größten unter den Riesen-Smartphones sind das ZTE Grand Memo mit 5,7‘‘ und das Huawei Ascend Mate mit 6,1‘‘. Derzeit den Rekord hält Asus. Das als Fonepad bezeichnete Smartphone ist zugleich auch Tablet und besitzt stolze 7 Zoll.

Der neue Standard bei der Displaygröße ab 5 Zoll zementiert allerdings auch das Ende des Größenwahns. Derzeit ist das Ende der Fahnenstange erreicht und erinnert an den Megapixelwahnsinn bei Digitalkameras vor einigen Jahren. Leider sind die Hersteller von Smartphones weg von den Bedürfnissen der Nutzer gegangen. Sie bieten zwar Highend-Geräte an, diese haben zwangsläufig aber auch ein riesiges Display, das nicht jeder möchte. Kleine Geräte lassen sich kaum noch mit aktuellster Hardware finden. Wer ein kleines Smartphone mit bis zu 4 Zoll Displaydiagonale haben möchte, wird schnell im Billigbereich landen, in dem aber kaum aktuelle Hardware verbaut ist.

Das ZTE Grand Memo ist das erste Smartphone mit dem neuen Snapdragon 800-Prozessor. Foto: androidmag.de

Das ZTE Grand Memo ist das erste Smartphone mit dem neuen Snapdragon 800-Prozessor. Foto: androidmag.de

Der Schritt zu immer größeren Displays war logisch. Ist es ein wichtiges Unterscheidungsmerkmal, wenn Unternehmen das größte Smartphone auf den Markt bringen. Es ist auch eines der wenigen Unterscheidungsmerkmale, die sie haben. Auf allen läuft Android. Eine weitere Möglichkeit, sich von der Konkurrenz abzusetzen, ist noch die Oberfläche mit eigenen Launchern anzupassen. HTC ist hier sehr stark im Thema und hat mit Sense 5 einen überzeugenden Launcher weiterentwickelt.

Die genannte Diskrepanz, dass Highend-Smartphones nur mit großen Displays verfügbar und kleinere Geräte nur mit abgespeckter Hardware verfügbar sind, ist auch in den Chefetagen von Samsung, HTC & Co. angekommen. Viele Möglichkeiten bleiben aktuell eh nicht. Für zukünftige Geräte gibt es nur zwei mögliche Wege:

4,7 und Größer bleiben im Highend-Bereich, oder man besinnt sich wieder auf vergangene Standartgrößen von ca. 4 Zoll, liefert aber die Geräte mit aktuellster Hardware. Bei dieser Rückkehr zu kleineren Displays würde sich ein aktuelles Problem nahezu von alleine beseitigen: Die hinter der technologischen Entwicklung hinterherhinkende Akku-Technologie.

Das Nexus One kam 2010 mit einem 1.400 mAh Akku ca. einen Tag zurecht. Bis heute sind die Akkus nur minimal größer bzw. leistungsstärker geworden. Das Sony Xperia ZL (5 Zoll Display) bekommt einen 2.370 mAh-Akku verpasst. Bei LG mit dem Optimus Vu sind es lediglich 2.080 mAh für ein 5 Zoll Display. Es ist richtig, dass die verbauten Prozessoren stromsparender geworden sind. Allerdings fressen die großen Displays mit ihren immer höheren Auflösungen (Spitzenreiter ist das HTC One mit 1.920 x 1.080 Pixeln auf 4,7‘‘; 464 ppi) jede Spromersparnis bei den Prozessoren auf. Die Folge dessen ist, dass Nutzer großer Smartphones wie eh und je bei Smartphones immer noch jeden Tag an die Steckdose müssen.

Fazit

Hersteller von Smartphones sind schlecht beraten, wenn sie ausschließlich auf immer größere Displays setzen. Die Handhabung wird mit zunehmender Größe immer schwieriger. Fragt man einmal im Freundes- und Bekanntenkreis, so hört man oft den Wunsch, dass Smartphones mit kleineren Displays um die 4 Zoll mit aktueller Highend-Hardware durchaus gefragt und gewünscht sind. Mit bis zu sieben Zoll Displaygröße scheint es so, dass an diesem Punkt das absolute Maximum bei Smartphones erreicht zu sein scheint.

Zum zweiten sollten Hersteller sich endlich einmal mehr um die verbauten Akkus kümmern. Aktuelle Akkus sind immer noch weit hinter der Entwicklung im restlichen Hardwarebereich. Neue Prozessoren sparen zwar einiges an Strom ein und sind tatsächlich sparsamer, als noch vor 2 Jahren, doch die Ersparnis wird durch größere Displays und eine hohe Auflösung gänzlich aufgefressen. Im Vergleich: Das HTC One ist 1 Zoll größer als das Nexus One, dafür aber eine mehr 5 Mal so hohe Pixelanzahl (800 x 400 : 1.920 x 1.080 Pixel). Der Akku ist in diesem Vergleich nur von 1.400 auf 2.300 mAh größer geworden.  Im Bereich der Akkus ist noch viel möglich. Derzeit sind dutzende Forschungseinrichtungen dabei, neue Möglichkeiten der Stromspeicherung zu entwickeln. Leider engagieren sich die Smartphonehersteller wenig bis gar nicht bei der Erforschung und Entwicklung von Akkus.

Wie sieht es bei euch aus? Was ist die ideale Display-Größe für ein Smartphone? Ab wann ist für euch Schluss?

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