Sie lesen gerne und viel, haben aber nach dem dritten Umzug in den letzten Jahren keine Lust mehr echte Bücher zu kaufen? Dann sollten Sie zur Bibliothek in der Tasche wechseln: dem E-Reader. Er ist besser denn je.
Die Zeiten sind lange vorbei, als LeseÂ-Puristen behaupteten, das Papier mache das Buch, nicht sein Inhalt. Heute ist der Leserkreis weniger borniert, E-Books haben sich etabliert und sind keine Randerscheinung mehr. Natürlich wird viel Lesestoff zwischen Magazin, Sachliteratur und ÂRoman auch auf den heute schon als klassisch zu bezeichnenden Mobilgeräten wie Smartphone und Tablet gelesen, wenngleich der „Content“ meist gar nicht mehr von Verlagen, sondern von Bloggern direkt stammt.
Dennoch gibt es die Vielleser, die mit der Lesesituation, gebeugt über Handy und smartem Brett, nichts anfangen können (dafür wurden diese Geräte auch nicht entwickelt), aber wegen überquellender Bücherschränke oder aus anderweitiger Bequemlichkeit auch nicht auf das physische Buch zurückgreifen wollen. Sie benötigen den E-Reader.
So viel Komfort wie noch nie
Er ist für das ausdauernde, augenschonende Lesen gemacht, ermöglicht eine Suche, das schnelle Springen zur gewünschten Stelle, das Markieren und Kommentieren von ÂPassagen und mit installiertem Wörterbuch sogar die Erklärung oder das automatische ÂÃœbersetzen einzelner Wörter. Mittlerweile gibt es auch keine langen Ladezeiten beim Umblättern mehr, die Preise sind gesunken und dank Hintergrundbeleuchtung, ist auch die Dunkelheit kein Lesehindernis mehr. Wie aber Âgenau funktioniert das Wunderwerk E-Reader? Und welcher ist der passende? Alle Antworten Âfinden Sie auf den folgenden Seiten.
Wie funktioniert ein E-Reader?
Ein E-Reader ist ein Wiedergabegerät, das mit elektronischem Papier ausgestattet ist. Dieses ist dafür ausgelegt, vor allem Texte mit dem gleichen Lesekomfort wie bedrucktes Papier anzuzeigen und dabei möglichst wenig Strom zu verbrauchen. Erreicht wird dieses Ziel wiederum durch elektronische Tinte, die gemeinhin – angelehnt an den ÂNamen des amerikanischen Unternehmens, das es zur Marktreife gebracht hat – als eInk Âbezeichnet wird.
Grundlage ist die Elektrophorese, also die Wanderung von Teilchen durch ein elektrisches Feld. Mikrokapseln mit einem Durchmesser von 40 µm sind dabei mit einem zähflüssigen Polymer gefüllt und enthalten weiße und schwarze Kügelchen, die unterschiedlich geladen sind. Wird nun eine Spannung angelegt, wandern entweder die einen oder die anderen an die Oberfläche und absorbieren (dann wird ein Schwatzpunkt angezeigt) oder reflektieren (weißer Punkt) das Umgebungslicht. Auch bis zu 16 Graustufen (siehe Abbildung rechts) sind möglich.
Der große Vorteil ist die Stabilität der Teilchen. Sind sie an einem Ort, bleiben sie dort, d.h. der Bildschirm braucht nur Strom, wenn die Anzeige wechselt. Ansonsten verhält er sich passiv, benötigt aber, um etwas anzuzeigen, Umgebungslicht.
eInk auch in Farbe?
Mit Hilfe von statischen Farbfiltern lassen sich weiße Pixel zu bunten mischen. Das Ergebnis kann es aber in Schärfe und Farbkraft nicht mit dem von LCD-Displays aufnehmen. Aktuelle Geräte enttäuschen, einige Anbieter verschwanden auch bereits wieder vom Markt.
Vor- und Nachteile von eInk- und herkömmlichen Displays
Noch gibt es nicht die eine perfekte Display-Technologie. Die Stärken des LCD-Displays sind zugleich die Schwächen der elektronischen Tinte und andersherum. Es hängt also vom Verwendungszweck ab, zu welchem Schirm einem geraten werden kann. Manche Geräte kombinieren aber auch beide Anzeigetechniken – wie das Yotaphone rechts.
Das Beste beider Welten: Yotaphone – ein Handy mit eInk-Technologie
Der russische Hersteller war der erste, der in einem Smartphone zwei Displays grundsätzlich unterschiedlicher Machart kombinierte. War das erste Modell des Yotaphones noch mehr Testgerät und schlecht zu benutzen, konnte man Generation Zwei schon anständig gebrauchen. Die normalen Smartphone-Qualitäten haben gepasst, aber gerade der ÂeInk-Rücken hätte sauberer abbilden können. In Zusammenarbeit mit ZTE soll nun bald die dritte Generation folgen, die hoffentlich die alten Probleme vollends beseitigt. Wir sind gespannt.
Die Amazon Kindle-Familie: Touch, Paperwhite, Voyage und Oasis…
Keine Frage, Amazon hat den E-Reader groß gemacht. Der erste wurde in den USA 2007 vorgestellt, mittlerweile gibt es Âetliche Nachfolger. Schwäche ist das exklusive E-Book-Format: Das populäre und freie ePUB-Format unterstützt die Kindle-Geräte nicht. Dafür ist das Angebot an Büchern – auch an kostenlosen Klassikern – gigantisch, das Handling einfach.
Kindle Paperwhite
Der momentan beliebtes Amazon-E-Reader unterscheidet sich in zwei wesentlichen Punkten vom Basis-Kindle rechts: Er verfügt erstens über eine sanfte Hintergrundbeleuchtung, durch die auch in der Nacht gelesen werden kann und zweitens über eine fast doppelt so hohe Auflösung. Die Formatsproblematik ist dieselbe wie bei allen Amazon-Lesegeräten: ePUB kann man nur auf Umwegen nutzen. Wer aber nur über Amazon Bücher und Zeitschriften erwirbt, braucht sich darum nicht zu scheren. Eine 3G-Version (siehe Kasten) ist gegen Aufpreis erhältlich.
Dank 3G: E-Books überall auf der Welt kaufen
Amazon bietet einige seiner E-Reader mit 3G-Funkmodul an. Damit kann man auch ohne WiFi fast überall auf der Welt (z.B. im Urlaub) den Amazon-Shop kostenlos besuchen und Bücher herunterladen.
Kindle Oasis
Der Oasis ist das neueste Mitglied der Kindle-Familie und zeichnet sich durch seine Modularität aus: Er besteht nämlich aus dem eigentlichen Reader und einer Hülle, die aber nicht nur schützt, sondern auch noch Teile des Akkus beherbergt. Somit wird das Gerät an sich leichter und schlanker (für den Gebrauch zuhause), hält aber auch den längeren Einsatz auf Reisen durch ohne energetisch schlapp zu machen. Das mitgelieferte Case (in drei Farben erhältlich) bietet obendrein einen guten Schutz. WLAN- und 3G-Version unterscheiden sich in Bezug auf das Gewicht nur minimal. Die Auflösung ist auch hier auf dem hohen 300 dpi-Stand der „E Ink Carta“-Generation. Zur besseren Bedienung ist der Oasis haltefreundlich asymmetrisch geformt und bekam echte Tasten zum Umblättern spendiert.
Kindle Touch
Eigentlich heißt er seit Abschaffung des Kindles mit Tasten nur noch „Kindle“. Das Basismodell ist klein, leicht und günstig. Umgeblättert wird über Display-Berührung, andere Befehle gibt man genauso, lediglich eine Power-Taste am unteren Rand ist geblieben. Neben dem Kindle- können auch anderen Formate wie TXT oder PDF gelesen werden – nur eben nicht der offene E-Book-Standard ePUB. Diese und auch DOC-Dateien muss man zuvor konvertieren.
Kindle Voyage
Der Voyage ist dem Namen entsprechend etwas handlicher (kürzer, schmäler, niedriger) und auch leichter, bietet aber die gleichen Vorzüge wie etwa die hohe Auflösung und die Hintergrundbeleuchtung. Jedoch nur im Voyage regelt sich diese automatisch – ein Reisegerät eben. Außerdem ist der ÂRahmen rechts und links druckempfindlich (PagePress), man muss zum Blättern also nicht mehr auf den Bildschirm fassen. Diese technische Mehrausstattung hat ihren Preis.
…und ihre Herausforderer
Die Konkurrenz hat es schwer gegen den Branchenprimus, der sowohl Lesegerät als auch Lesestoff in großem Stil vertreibt und damit die Kunden an sich bindet. Aussichtslos ist der Kampf jedoch nicht, vor allem, wenn man mit tollen Innovationen punkten kann und der Freiheit, die das offene und unabhängige ePUB-Format bietet.
tolino vision 3 HD
Der neueste tolino-Reader (dahinter steht eine Allianz aus Buchhändlern aus D-A-CH, Belgien, Holland und Italien) verwendet dasselbe Display wie Amazons bessere Kindles, unterscheidet sich aber in der Bedienung. Über einen Extraknopf kann man die Hintergrundbeleuchtung ein- und ausschalten, im Menü lässt sie sich stufenlos verstellen. Weiterblättern ist nicht nur über Berühren des Displays möglich, sondern auch durch doppeltes Antippen der Geräterückseite. Das ist vielleicht nicht so gut wie PagePress, aber sehr pfiffig und überdies beim kleinen Preis schon inkludiert. Großer Pluspunkt ist die Wasserdichtigkeit des Gehäuses. Wer beim Baden von einem Regenschauer überrascht wird, muss sich nicht sorgen und wem der Saft über den Reader rinnt, der kann ihn einfach unter fließendem Wasser abwaschen. Sogar mit feuchten Fingern lässt sich das Gerät noch sehr gut bedienen. Das ist schon beeindruckend.
Die Kobo-Familie
Wer ein Gerät sucht, dass nicht automatisch mit der Shop-Struktur eines Händlers verbunden ist (das hat natürlich auch Nachteile), sollte sich die Geräte von Kobo näher ansehen. Sie sind natürlich alle ePUB-fähig. Es gibt da den einfachen Touch 2.0 mit sechs Zoll und 167 ppi, den Glo HD mit Hintergrundbeleuchtung und 300 ppi (gleiche Technologie wie bei Amazon und tolino) und den badewannenÂsicheren Aura H2O (6,8 Zoll, 265 ppi).
Icarus Illumina Pro 9.7“
Dieses Gerät konnten wir nicht testen, da es erst im August auf den Markt kommen wird. Erwähnen wollten wir den Exoten dennoch, da er mit 9,7“ Diagonale sehr groß und für den professionellen Anwender gedacht ist – Apps laufen auch. Ebenfalls enthalten ist ein Stift für Anmerkungen. Ein 11-Zoll-Reader war von Icarus auch geplant, wird aber nicht kommen. Damit wären beinahe PDFs in A4-Größe zu betrachten gewesen. Das hätte auch Musiker gefreut.
Fazit
Noch vor wenigen Jahren gab es große Unterschiede zwischen den verfügbaren E-Readern. Vor allem die beiden großen Anbieter Amazon und tolino sind sich mittlerweile aber sehr ähnlich geworden – und beide gut. Hinter dem Kindle steht der größte Buchhändler der Welt; schon dessen günstige Geräte sind gut, wenngleich alle ohne manuelle Konvertierung das beliebte ePUB-Format nicht lesen können. Positives Alleinstellungsmerkmal: 3G macht den Nutzer unabhängig von lokalem WLAN. In Kontrastwerten und Bedienung steht der Âvision 3 des schärfsten Konkurrenten ihm aber in nichts nach, ist obendrein sogar wasserdicht. Dass er weniger Speicherplatz bietet, ist in der Praxis nur für Extremleser relevant. Dafür versteht der tolino das ePUB-Format, das im Grunde alle E-Book-Quellen (neben Händlern nämlich auch z.B. Büchereien) außer Amazon verwenden.