Guide: Was Google über Sie weiß und wie Sie sich dagegen schützen können

Hartmut Schumacher 27. October 2015 1 Kommentar(e)

Jeder weiß es: Google sammelt eifrig Daten. Erfreulicherweise haben Sie aber die Möglichkeit, zu prüfen, welche Informationen der Konzern über Sie zusammengetragen hat. Und können das Sammeln dieser Daten auch ausschalten.

 

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Auf der Entwicklerkonferenz „­Google­ I/O 2015“ hat Google die neue Web-Schnittstelle „Mein Konto“ vorgestellt, die es Benutzern von Google-Konten erlaubt, ihre Sicherheitseinstellungen zu prüfen und zu verändern. Zugreifen können Sie auf die „Mein Konto“-Schnittstelle, indem Sie mit dem Web-Browser Ihres PCs oder aber Ihres Smartphones die Site ­myaccount.google.com aufrufen. Viele der Optionen erreichen Sie auch über die App „­Go­ogle Einstellungen“ auf Ihrem Smartphone.

Ein großer Teil der Einstellungen bezieht sich auf die Informationen, die Google über Sie sammelt. Der Nachteil dieses Sammeleifers: Es entsteht eine große Datenbank von (teilweise sehr persönlichen) Informationen über Sie. Zugriff auf diese Daten haben nicht nur Google und (in eingeschränktem Maße) dessen Werbekunden, sondern unter Umständen auch neugierige Mitmenschen, die sich Zugang zu Ihrem Google-Konto verschaffen können (beispielsweise weil Sie sich im Web-Browser automatisch anmelden lassen).

Wir zeigen Ihnen in einer Übersicht, wie Sie zu den einzelnen Sicherheitseinstellungen gelangen, wie Sie die riskanteren Optionen ausschalten – und wie Sie nötigenfalls Daten löschen.

 

Mein Konto

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Suchverlauf

Was immer Sie im Internet suchen: Google merkt sich Ihre Anfragen. Sie können diese Überwachung aber auch lahmlegen.

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Nutzen: Nützlich sind die Daten aus Ihrem Suchverlauf vor allem für die Software „Google Now“, die Ihnen auf der Basis Ihrer bisherigen Suchanfragen automatisch Informationen anzeigen kann, die für Sie von Interesse sind (beispielsweise Neuigkeiten über Sportvereine oder Fernsehserien).

Risiko: Ihr Suchverlauf enthält ausführliche Informationen über Ihre Interessen, Ihr Konsumverhalten, Ihre politischen Ansichten, Ihre Gewohnheiten und Ihre Pläne. Wenn Sie befürchten, dass diese Informationen in die falschen Hände fallen könnten, dann schalten Sie diese Funktion lieber aus.

 

Möchten Sie eine Liste Ihrer Google-­Suchanfragen angezeigt bekommen? Dann klicken Sie auf der Web-Seite „Mein Konto“ (myaccount.google.com) im Bereich „Persönliche Daten und Privatsphäre“ auf den Verweis „Kontoverlauf“ und anschließend im Bereich „Ihre Suchanfragen und Browseraktivitäten“ auf den Verweis „Verlauf verwalten“.

In dieser Liste sind nicht nur die Such­anfragen aufgeführt, sondern auch die besuchten Web-Seiten. Wenn Sie die Einträge für einen bestimmten Tag angezeigt bekommen möchten, so klicken Sie rechts oben das Kalender-Symbol an und wählen dann den gewünschten Tag aus.

Ist Ihnen ein Eintrag in dieser Liste unangenehm, dann können Sie ihn sehr einfach entfernen: Klicken Sie das leere Markierungskästchen links neben dem Eintrag an, um dort ein Häkchen erscheinen zu lassen, und klicken Sie dann rechts oben auf die automatisch erscheinende Schaltfläche „Löschen“.

Unterbinden können Sie das Sammeln der Suchanfragen, indem Sie nach dem Anklicken des Verweises „Kontoverlauf“ die Option „Ihre Suchanfragen und Browseraktivitäten“ ausschalten. Alternativ dazu können Sie im Web-Browser Chrome den Inkognito-Modus verwenden (über den Menüpunkt „Neuer Inkognito-Tab“).

Auf dem Smartphone

Zu der Liste Ihrer Suchanfragen gelangen Sie auch, wenn Sie auf dem Smartphone in der App „Google Einstellungen“ die Schaltflächen „Kontoverlauf“, „Web- & App-Aktivitäten“ und „Verlauf verwalten“ antippen. Ausschalten können Sie das Sammeln der Anfragen, indem Sie im Fenster „Web- & App-Aktivitäten“ auf die Schaltfläche „An“ tippen.

 

Sprachsuche und Sprachbefehle

Verwenden Sie gesprochene Befehle? Kleine Überraschung: Die Tonaufnahmen dieser Befehle lassen sich nachträglich abrufen.

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Nutzen: Das Sammeln Ihrer gesprochenen Befehle erlaubt es der Google-Software, ihre Spracherkennungsfunktionen zu optimieren, um Ihre Sprache dann besser zu verstehen. Allerdings funktioniert die Google-Spracherkennung auch ohne diese Unterstützung schon sehr gut. So dass Sie bei Datenschutzbedenken diese Sammelfunktion durchaus ausschalten können.

Risiko: Das Datenschutzrisiko bei gesprochenen Suchanfragen ist prinzipiell dasselbe wie bei getippten Anfragen. Darüber hinaus ist es nicht jedem Anwender recht, dass im Laufe der Zeit eine umfangreiche Sammlung von Aufnahmen seiner Stimme angelegt wird. Zumindest theoretisch kann dies beim Verwenden von Stimmidentifikationsverfahren ein Sicherheitsrisiko darstellen.

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Google speichert nicht lediglich Ihre Suchanfragen, sondern auch die Sprachaufnahmen, die Sie entweder für Suchanfragen oder aber für andere gesprochene Befehle verwendet haben. Zu sehen bekommen Sie eine Liste dieser Sprachaufnahmen, wenn Sie im Bereich „Persönliche Daten und Privatsphäre“ auf den Verweis „Kontoverlauf“ klicken und dann im Bereich „Ihre Sprachsuchen und Sprachbefehle“ auf den Verweis „Verlauf verwalten“.
Klicken Sie auf die „Wiedergeben“­-Schaltfläche eines Eintrags, um sich die jeweilige Sprachaufnahme anzuhören. Wie schon bei den Suchanfragen können Sie Einträge aus dieser Liste entfernen, indem Sie ihre Markierungskästchen anklicken und dann auf die Schaltfläche „Löschen“ klicken.

Möchten Sie das Sammeln dieser Sprachaufnahmen unterbrechen, dann schalten Sie nach dem Anklicken des Verweises „Kontoverlauf“ die Option „Ihre Sprachsuchen und Sprachbefehle“ aus. Allerdings behält Google es sich vor, dennoch weiterhin Audiodaten zu speichern – wenn auch in anonymisierter Form.

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Auf dem Smartphone

In der App „Google Einstellungen“ auf dem Smartphone tippen Sie die Schaltflächen „Kontoverlauf“, „Sprach- & Audioaktivitäten“ und „Verlauf verwalten“ an, um sich die Liste der Sprachaufnahmen anzeigen zu lassen. Das Sammeln dieser Aufnahmen können Sie ausschalten, indem Sie im Fenster „Sprach- & Audioaktivitäten“ auf die Schaltfläche „An“ tippen.

 

Standortverlauf

An welchen Orten haben Sie sich wann aufgehalten? Google weiß auch dies. Sie können der Neugier aber ein Ende setzen.

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Nutzen: Google verwendet die Standortdaten unter anderem, um Sie mit Suchergebnissen zu versorgen, die zu Ihrem Aufenthaltsort passen. Auch die automatischen Infos von Google Now (beispielsweise über Sehenswürdigkeiten oder über den Weg zur Arbeit) greifen auf diese Daten zurück.

Risiko: Eine detaillierte Liste Ihrer Aufenthaltsorte, das ist schon ein wenig unheimlich. Und kann schlimmstenfalls für kriminelle Zwecke (zum Beispiel beim Planen von Wohnungseinbrüchen) missbraucht werden. Viele Nutzer schalten das Sammeln dieser Daten daher aus.

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Google kann Ihnen nicht nur Ihren gegenwärtigen Aufenthaltsort anzeigen, sondern auch die Orte, an denen Sie sich in der Vergangenheit aufgehalten haben. Vorausgesetzt halt, Sie haben die Standortfunktion Ihres Smartphones eingeschaltet. Klicken Sie im Bereich „Persönliche Daten und Privatsphäre“ auf den Verweis „Kontoverlauf“ und anschließend im Bereich „Von Ihnen besuchte Orte“ auf den Verweis „Verlauf verwalten“. Als Belohnung erhalten Sie eine Straßenkarte, auf der Ihre Aufenthaltsorte eingetragen sind.

Mit Hilfe des Kalenders links neben der Straßenkarte können Sie einen bestimmten Tag oder einen Zeitraum auswählen. Klicken Sie auf die Schaltfläche „Verlauf für diesen Tag löschen“, um die Standortdaten für den ausgewählten Tag zu entfernen. Ausschalten können Sie das Sammeln Ihrer Standortdaten, indem Sie nach dem Anklicken des Verweises „Kontoverlauf“ die Option „Von Ihnen besuchte Orte“ deaktivieren.

Auf dem Smartphone

Direkt auf dem Smartphone können Sie die Straßenkarte mit Ihrem Standortverlauf anzeigen lassen, indem Sie in der App „Google Einstellungen“ die Schaltflächen „Kontoverlauf“ und „Google Standortverlauf“ antippen und dann über das Menü den Menüpunkt „Aufrufen/Verwalten“ auswählen. Ausschalten lässt sich das Sammeln Ihrer Aufenthaltsorte, indem Sie im Fenster „Standortverlauf“ die Schaltfläche „On“ antippen.

 

Werbung

Google versorgt Sie nicht einfach nur mit Werbung, sondern mit maßgeschneiderten Anzeigen. Vorausgesetzt, Sie lassen das zu.

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Nutzen: Total entkommen können Sie Werbung im Internet ohnehin nicht. Da ist es besser, dafür zu sorgen, dass Sie zumindest solche Werbung angezeigt bekommen, die sich an Ihren Interessen orientiert. So verwandeln Sie ein Ärgernis in eine zumindest gelegentlich nützliche Funktion.

Risiko: Maßgeschneiderte Werbung stellt kein besonders hohes Risiko dar. Datenschutzbedenken bestehen eher beim Sammeln von Informationen über Sie. Wenn Sie also das Speichern Ihrer Suchanfragen zulassen, dann hat es nur wenig Sinn, die personalisierte Werbung abzuschalten.

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Folgendermaßen nehmen Sie Einfluss darauf, welche Art von Werbung Google Ihnen anzeigt: Klicken Sie im Bereich „Persönliche Daten und Privatsphäre“ auf den Verweis „Einstellungen für Werbung“ und dann auf den Verweis „Einstellungen für Werbung verwalten“. Wenn Sie Ihr Google-Konto schon eine Zeit lang verwenden, dann hat Google anhand Ihrer Suchvorgänge bereits eine Liste Ihrer Interessensgebiete angelegt, auf deren Grundlage Sie Werbung erhalten. Sie können dieser Liste neue Interessen hinzufügen, indem Sie die Schaltfläche „Neues Interessenfeld hinzufügen“ anklicken, dann ein geeignetes Stichwort eingeben und schließlich eines der vorgegebenen Interessenfelder auswählen.

Unterbinden lässt sich das Anzeigen von individualisierter Werbung, indem Sie die Option „Interessenbezogene Werbung“ ausschalten. Allgemein gehaltene Werbung bekommen Sie dennoch weiterhin zu sehen – und teilweise auch Werbung, die sich an Ihrem Aufenthaltsort orientiert. Vorsicht: Beim Ausschalten der Option „Interessenbezogene Werbung“ werden die bisher vorhandenen Interessenfelder unwiederbringlich gelöscht.

Auf dem Smartphone

Auch auf dem Smartphone können Sie die personalisierte Werbung ausschalten. Tippen Sie zu diesem Zweck in der App „­Google Einstellungen“ auf die Schaltfläche „Anzeigen“ und schalten anschließend die Option „Interessenbezogene Anzeigen deaktivieren“ ein.

 

App-Daten, Kontozugriff und Kennwörter in der Cloud

Das Sichern der Smartphone- und der Apps-Einstellungen in Ihrem Google-Konto ist unproblematisch. Vorsicht walten lassen sollten Sie dagegen beim Speichern von Kennwörtern.

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Nutzen: Das Sichern von Smartphone- und Apps-Einstellungen mit Hilfe des Google-Konto erhöht natürlich gewaltig den Bedienungskomfort. Gleiches gilt prinzipiell für das Speichern von Kennwörtern: Bei der Masse an Kennwörtern, die wir heutzutage verwenden müssen, ist jeder Anwender dankbar, wenn der Browser sie automatisch in die Formulare einsetzt. Allerdings …

Risiko: Wichtige Kennwörter (beispielsweise für Bankkonten) sollten Sie sicherheitshalber nicht einem Cloud-Speicher anvertrauen, sondern sie im Kopf behalten oder aber verschlüsselt speichern. Wenn der Web-Browser Chrome Ihnen also anbietet, ein derartiges Kennwort zu speichern, so lehnen Sie dies ab. Oder entfernen es nötigenfalls nachträglich von der Liste der gespeicherten Kennwörter.

 

Auch die Einstellungen Ihres ­Smartphones können Sie in Ihrem Google-Konto speichern. Ein- und ausschalten lässt sich diese Funktion im Einstellungen-Fenster „Sichern & Zurücksetzen“ über die Option „Meine Daten sichern“. Zu den gesicherten Daten gehören unter anderem die WLAN-Kennwörter sowie die Kalender-, Gmail- und Bildschirm-Einstellungen. Das erleichtert es Ihnen, ein neues An­droid-Gerät einzurichten: Wenn Sie dasselbe ­Google-Konto verwenden, dann übernimmt das neue Gerät automatisch die Einstellungen, die in diesem Konto gespeichert sind.

Etliche Zusatz-Apps sind ebenfalls in der Lage, ihre Einstellungen über das ­Google-Konto zu speichern. Das hat den Vorteil, dass diese Einstellungen erhalten bleiben, wenn Sie eine App deinstallieren und später erneut installieren.

Verbundene Apps

Einige Apps fordern weitgehenden Zugriff auf Ihr ­Google-Konto. Sie erhalten eine Liste dieser Apps, wenn Sie auf der Web-Seite „Mein Konto“ im Bereich „Anmeldung und Sicherheit“ auf den Verweis „Verbundene Apps und Websites“ klicken und dann auf den Verweis „Apps verwalten“. Klicken Sie in der Liste eine der Apps an, um sich anzeigen zu lassen, welche Zugriffsrechte die App im Einzelnen besitzt. Um einer App diese Rechte wieder abzunehmen, klicken Sie auf die Schaltfläche „Zugriff entziehen“.

Kennwörter speichern

Auch die Kennwörter von Apps und Web-­Sites können Sie in Ihrem ­Google-­
Konto speichern. Das ermöglicht es Ihrem Smartphone, Sie automatisch anzumelden. Eine Liste dieser Kennwörter können Sie sich zeigen lassen, indem Sie im Bereich „Anmeldung und Sicherheit“ auf den Verweis „Verbundene Apps und Websites“ klicken und anschließend auf den Verweis „Passwörter verwalten“.

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Hartmut Schumacher   Redakteur

Hartmut ist ganz vernarrt in Smartphones und Tablets. Allerdings hielt er auch schon Digitaluhren für eine ziemlich tolle Erfindung. Er betrachtet Gedankenstriche als nützliche Strukturierungsmittel – und schreibt nur gelegentlich in der dritten Person über sich selbst.

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