Der Hersteller ZTE Corporation wird uns in Zukunft öfter zu Ohren kommen!

Hartmut Schumacher 28. August 2016 0 Kommentar(e)

Noch ist der Firmenname ZTE unter Smartphone-Käufern recht unbekannt. Das dürfte sich in Zukunft jedoch ändern – dank guter und preiswerter Geräte sowie spektakulärer Werbemaßnahmen.

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Aus der chinesischen Provinz in die weite Welt. Ihren Hauptsitz hat die ZTE Corporation in der Stadt Shenzhen in der chinesischen Provinz Guangdong – im berühmten Industriegebiet Shenzhen High-Tech Industrial Park, wo auch Unternehmen wie Huawei, Lenovo, IBM und Epson angesiedelt sind. Daneben betreibt ZTE internationale Niederlassungen in den USA, Deutschland, Australien, Hongkong, Brasilien, Indonesien und Pakistan. Über 10.000 der 84.500 ZTE-Mitarbeiter sind in diesen ausländische Niederlassungen beschäftigt, davon etwa 1.000 in Deutschland.

Einfach nur ein weiterer obskurer chinesischer Hersteller, der versucht, vom gewaltigen Smartphone-Markt ein Häppchen abzubekommen? Nein, so lässt sich ZTE keinesfalls beschreiben. Denn die ZTE Corporation ist weltweit einer der größten Hersteller von Telekommunikationsausrüstung – liefert also unter anderem die Hardware für Mobilfunknetze. Auch Netzwerk-Hardware für Unternehmen bietet ZTE an. Und seit einigen Jahren hat die Firma zudem Mobiltelefone, Smartphones und Tablets im Sortiment.

Gegründet wurde ZTE im Jahr 1985 unter dem Namen Zhongxing Semiconductor Co., Ltd. – von einigen staatlichen Unternehmen aus dem Einflussbereich des chinesischen Luftfahrtministeriums. Anfangs produzierte ZTE unter anderem Digitaluhren, elektronische Orgeln und Telefone.
Schon im darauffolgenden Jahr jedoch fing ZTE an, sich auf die Entwicklung und Herstellung von Telekommunikationsausrüstung (zunächst einmal: Vermittlungsstellen) zu konzentrieren.

1993 änderte das Unternehmen folgerichtig seinen Namen in Zhongxing New Telecommunication Equipment Co., Ltd. – und etablierte ein Unternehmenssystem, das sich mit „im Staatsbesitz, aber privat geführt“ beschreiben lässt. Was für China damals „vollkommen neu“ war, wie die offizielle Firmengeschichtsschreibung stolz anmerkt.

1997 schließlich ging das Unternehmen unter dem Namen ZTE Corporation an die Börse (erst in Shenzhen und 2004 auch in Hongkong), als erster staatlicher Telekommunikationshersteller in China.

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Erfolge im Ausland

Ab 1997 nahm ZTE auch Märkte außerhalb Chinas ins Visier. Mit Erfolg: Im Jahr 2004 stammten bereits 40 Prozent der jährlichen Einnahmen aus dem Ausland.

Anfangs fand ZTE Abnehmer vorrangig in Ländern mit relativ wenig entwickelter Kommunikationsinfrastruktur wie Pakistan, Indien, Algerien und Tunesien. Ab 2004 jedoch kamen auch Kunden in hochtechnologischen ­Staaten wie Kanada und Frankreich hinzu.

2007 flossen bereits 60 Prozent der Einnahmen aus dem Auslandsgeschäft. Und im Jahr 2008 konnte ZTE freudig vermelden, Geschäftsbeziehungen in mehr als 140 Staaten zu unterhalten, darunter Vodafone, Telefónica, Hutchison, Telus und Sprint.

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ZTE in Deutschland

Schon seit dem Jahr 2005 betreibt die ZTE Corporation in Deutschland ein Tochter-unternehmen namens ZTE Deutschland GmbH. Mittlerweile hat sich ZTE zu einem der größten Telekommunikationsausrüster hierzulande entwickelt.

Die Firmenzentrale des Unternehmens sowie zwei weitere Büros befinden sich in Düsseldorf, Zweigniederlassungen zudem in Bonn und in München. Insgesamt beschäftigt ZTE in Deutschland etwa 1.000 Mitarbeiter.

In München angesiedelt ist auch eines der weltweit sieben Design-Center von ZTE. Entworfen wurden dort unter anderem die beiden Smartphone-Modelle „Blade V7“ und „Blade V7 Lite“.

Deutschland ist für ZTE einer der wichtigsten Märkte in Europa. Genaue Zahlen über den derzeitigen Marktanteil von ZTE bei den Smartphones in Deutschland sind nicht herauszubekommen. Immerhin aber verrät das Unternehmen, dass sein Absatz von Smartphones in Deutschland im Jahr 2015 um 400 Prozent gestiegen ist. Und bis Ende 2017 möchte ZTE einen Marktanteil von 4 Prozent erreichen.

Anfangs brachte das Unternehmen ZTE seine Mobiltelefone in Deutschland nicht unter dem eigenen Namen heraus, sondern diente „lediglich“ als OEM-Hersteller beispielsweise für Netzbetreiber. Seit 2012 jedoch versucht ZTE, den eigenen Namen als Marke in Deutschland zu etablieren.

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Probleme in den USA

In den Vereinigten Staaten hat ZTE es nicht einfach: Im Jahr 2012 kam der Geheimdienstausschuss des ­Abgeordnetenhauses zu dem Schluss, dass die Unternehmen Huawei Technologies und ZTE eine „Bedrohung für die nationale Sicherheit“ darstellten, weil sie mit Hintertüren in Geräten versucht hätten, vertrauliche Informationen von US-amerikanischen Firmen an sich zu bringen.

Eine Bedrohung für die nationale Sicherheit der USA?

Die chinesischen Unternehmen wiesen diesen Vorwurf natürlich zurück. ZTE ­erklärte, dass es sich bei den angeblichen Hintertüren um versehentliche Fehler handeln. Dennoch ist es beiden Unternehmen seitdem untersagt, Ausrüstung an die größten US-Netzwerkbetreiber zu liefern.

Dem Smartphone-Geschäft von ZTE hat dies jedoch nicht geschadet: Das Unternehmen hat es geschafft, in den USA zum drittgrößten Hersteller von Android-Smartphones aufzusteigen. Und das in lediglich fünf Jahren: 2010 noch war ZTE ein Smartphone-Nobody. Derzeit liegt der Marktanteil des Unternehmens bei etwa 7,5 Prozent.

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Smartphone-Meilensteine

Anfangs widmete sich ZTE vor allem Einsteiger- und Mittelklasse-Smartphones. ­Spätestens seit Ende 2015 jedoch versucht das Unternehmen, mit Hochleistungsmodellen den etablierten Herstellern Konkurrenz zu machen.

Ein erwähnenswerter Meilenstein in der Geschichte von ZTE ist das Smartphone „Lutea“ – das erste Android-Smartphone des Unternehmens in Deutschland (das in vielen anderen Ländern unter dem Namen „Blade“ auf den Markt kam). Dieses Ende 2010 erschienene Gerät erfreute sich wegen seines günstigen Preisleistungsverhältnisses relativ großer Beliebtheit.

Im Oktober 2013 reihte sich das Unternehmen in die Riege der Phablet-Hersteller ein und brachte mit dem „Grand Memo“ ein Smartphone mit 5,7-Zoll-Bildschirm auf den Markt.

Im Januar 2015 stellte ZTE das Smartphone „Blade S6 4G LTE“ vor, das sich unter ­anderem dadurch auszeichnet, dass der ­Anwender mittels Handbewegungen beispielsweise die Kamera oder die Taschenlampenfunktion aufrufen kann.

Ab September 2015 verfügbar war das Smartphone „Axon“, das weltweit erste Smartphone, das drei verschiedene biometrische Authentifizierungsmöglichkeiten bietet: Fingerabdruck, Stimmerkennung und Augen-Scan.

Im Januar 2016 folgte das Modell „Axon Mini“, das eine weitere Premiere darstellte: das erste tatsächlich lieferbare Android-Smartphone mit druckempfindlichem Bildschirm.

Das gegenwärtige Spitzenmodell „Axon 7“ ist seit Juli 1016 erhältlich. Dieses ­Smartphone kostet lediglich 450 Euro, bietet aber eine ähnliche Hardware-Ausstattung wie teurere Geräte bekannterer Hersteller.

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Hartmut Schumacher   Redakteur

Hartmut ist ganz vernarrt in Smartphones und Tablets. Allerdings hielt er auch schon Digitaluhren für eine ziemlich tolle Erfindung. Er betrachtet Gedankenstriche als nützliche Strukturierungsmittel – und schreibt nur gelegentlich in der dritten Person über sich selbst.

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