Das Wiener Unternehmen Green Vision arbeitet an einer Folie, mit der Tablets Blindenschrift darstellen können. Damit sollen auch sehbehinderte Menschen Zugang zu mobilen Geräten erhalten.Â
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In jedem noch so kleinen Gerät sind heutzutage mittlerweile Displays verbaut, die relevante Informationen anzeigen. Mehr denn je hängt die Teilnahme an unserer digitalen Welt also davon ab, sehen zu können. Was für gesunde Menschen kein Problem ist, stellt für Blinde eine fast unüberbrückbare Hürde dar und führt oftmals zum Ausschluss von Sehbehinderten aus der technisierten Welt. Die Unternehmer Kristina Tsvetanova und Slavi Slavev haben sich diesem Problem angenommen und entwickeln mit ihrem Unternehmen Green Vision gerade eine Folie, die Blindenschrift auf Tablets darstellen kann.
Erster Prototyp Ende des Jahres
Die Folie wird auf Tablets geklebt und soll so die Anzeige der Braille-Schrift ermöglichen, wie die beiden aus Bulgarien stammenden Unternehmer erklären. “Auf der Folie können winzige Blasen erzeugt und wieder zum verschwinden gebracht werden, die zur Darstellung eines Acht-Punkte-Braille-Codes genutzt werden”, erläutert Tsvetanova das Prinzip. Da aktuell noch Patentverfahren am Laufen sind, können die Unternehmer nicht auf die genaue Funktionsweise der Folie eingehen. Frei im Handel zu kaufen wird es die Folie wohl nicht geben, da die Kopplung mit dem Tablet über einen eigenen Controller erfolgt, der ins Gerät integriert sein muss. Wer die Hardware-Partner sind, wollte Green Vision noch nicht bekanntgeben. Ein erster Prototyp soll Ende des Jahres fertig sein.
Auch die Eingabe soll erleichtert werden
Damit das System Textdateien in den Braille-Code umwandeln kann, muss auf dem Gerät eine spezielle Konvertierungs-Software installiert sein. Das Programm soll mit Android, iOS und Windows kompatibel sein und damit eine weite Bandbreite ermöglichen. Auch eine Browser-Anwendung zur Anzeige von Web-Inhalten ist in Arbeit. Laut Entwicklern beträgt die Verzögerung bei der Anzeige von konvertiertem Text nur wenige Sekunden. Eine Anpassung der Technologie auf Smartphones sei zwar nicht geplant, aber: “Wir behalten die Möglichkeit aber im Hinterkopf”, sagt Tsvetanova. Aber nicht nur die Ausgabe soll für Sehbehinderte erleichtert werden, sondern auch die Eingabe. “Wir wollen auch Perkins-Style-Keyboards, mit denen Braille geschrieben werden kann, integrieren”, erklärt Tsvetanova.
Enge Zusammenarbeit mit Sehbehinderten
Bei der Entwicklung ihrer Idee arbeiten die beiden Unternehmer eng mit der Hilfsgemeinschaft der Blinden und Sehschwachen Österreichs zusammen. “Auch bei der Entwicklung unseres Prototypen werden wir uns dort Input holen. Auf die Idee, eine Tastatur auf Basis derselben Blasen wie bei der Folie zu entwerfen, hat uns etwa ein blinder Schüler gebracht”, so die Unternehmensgründerin. Die Folie, so Tsvetanova, sei außerdem äußerst widerstandsfähig und würde während der normalen Lebensdauer eines Tablets keinerlei spezielle Pflege benötigen. Bei der Herstellung setze Green Vision zudem auf ressourcenschonende Produktionsverfahren: “Die Nutzer sollen ein vollwertiges, personalisiertes Tablet erhalten, das zudem umweltfreundlich ist”, unterstreicht Tsvetanova den grünen Anspruch ihres Unternehmens.
Bereits Preise gewonnen
Bis wann die Technologie serienreif sei, könne man aus heutiger Sicht noch nicht sagen. Diese hänge auch von möglichen Geldgebern ab: “Erst wenn wir einen funktionierenden Prototypen haben, können wir uns um neue Investitionen beziehungsweise Förderungen bewerben”, so Kristina Tsvetanova. Die Idee an sich hat aber jetzt schon überzeugt, denn Green Vision wurde sowohl mit Nachhaltigkeitspreis 2014 als auch dem Social Impact Award ausgezeichnet.
Genial? Was sagt ihr zur Idee von Green Vision, mithilfe einer speziellen Folie Blindenschrift aufs Tablet zu bringen?Â
Quelle: FutureZone.at