Anmache ist eine Kunst, die gelernt sein will. Da kann man schon mal ungewollt einen kapitalen Bock schießen. (kostenlos)
Auf den nicht mehr ganz aktuellen Anmachspruch „Mein schönes Fräulein darf ich wagen, meinen Arm und Geleit ihr anzutragen?“ wird man wohl nur die folgende Antwort ernten: „Bin weder Fräulein, weder schön, kann ungeleitet nach Hause gehn.“ So jedenfalls hat Gretchen auf Fausts Anmache reagiert.
Großes Repertoire an Sprüchen immer dabei
Das war zu Beginn des 19. Jahrhunderts. Heute kommt man mit Sprüchen wie „Hey, gib meinem Kumpel mal deine Handynummer, sonst weiß er nicht, wo er mich morgen Früh abholen soll!“ schon schneller ans Ziel. Oder doch nicht? Jedenfalls muss man die Sprüche nicht nur der Angebeteten, sondern auch der Situation anpassen. Da ist es immer vorteilhaft, wenn man ein großes Repertoire an Sprüchen auf Lager hat. Bloß, wer merkt sich schon hunderte solcher Sprüche? Richtig! Niemand. Aber wozu gibt es denn ein Handy? Richtig, um die Anmachsprüche davon abzulesen, vorausgesetzt man hat die passende App installiert – und man hat noch recht gute Augen, denn die Sprüche kommen mit einer Schriftgröße auf das Display, die auch nicht die geringste Sehschwäche verzeiht. Schade, hier hätte man ohne großen zusätzlichen Aufwand sicher ein paar Einstellungen und Zusatzfeatures installieren können, etwa die Auswahl der Schriftgröße oder für auditive Typen vielleicht sogar das Vorlesen der Sprüche.
Manche Sprüche liegen weit unter der Gürtellinie und kommen nur in einer bestimmten gesellschaftlichen Klasse gut an.
So ist die App reduziert auf nicht einmal hundert Sprüche, von denen einige weit unter der Gürtellinie liegen und wohl nur in einer bestimmten gesellschaftlichen Klasse gut ankommen. Beispiele gefällig? „Was schaust du denn so traurig? Trübsal ist nicht alles, was man blasen kann!“, Hi, hast du mal 10 Minuten Zeit und 30 cm Platz?“ oder „Einsamer sucht Einsame zum Einsamen!“
Mutprobe
Also so richtig zum Anmachen sind die meisten Sprüche nicht wirklich zu gebrauchen, außer man hat große Sehnsucht nach einer Ohrfeige. Für derlei Gewalttätigkeiten übernimmt der Autor übrigens keine Haftung. Aber seine Idee, die App für Mutproben unter Kumpels zu verwenden, ist wenigstens brauchbar: Egal welcher Spruch kommt – man muss damit das nächste Mädel ansprechen – und der lustige Abend ist perfekt!
Fazit
Optisch ein Rohrkrepierer, inhaltlich höchstens als Anmachspiel in der Prolo-Szene brauchbar. Für alle anderen sind vielleicht ein paar Lacher dabei, aber das war’s dann auch schon. Da gibt es sicher Besseres.
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