Exzessive Smartphone-User werden es kennen: Trotz der vielen Startbildschirme von Android muss man je nach Situation öfters blättern um an die gewünschte App zu kommen. Während morgens beim Frühstück kurz Facebook, Google News und Google Mail durchgeschaut werden, checkt man unterwegs zur Arbeit noch mal eben das Wetter und die Zugverbindung. In der Mittagspause schaut man sich dann doch lieber die aktuellsten Sportergebnisse an und blättert ein wenig in der Autobörsen-App ob nicht doch der richtige Gebrauchtwagen inseriert wurde. Abends im Fitnessstudio dagegen, steckt man seine Kopfhörer ein und möchte neben seiner Trainings-App noch Musik hören. All diese Aktivitäten sind mit Blättern und Suchen nach der richtigen App verbunden. Das Pariser Start-up AdaptiveBee hat mit dem UR Launcher einen textbasierenden, „intelligenten” Android-Launcher bereitgestellt, der auf dem Smartphone vorhandene Apps und Einstellungen gruppiert, um sie situationsbedingt aufgrund bestimmter Auslöser wie Zeit, Standort oder WLAN-Netz verfügbar zu machen. Damit wendet sich der Anbieter nach eigenen Angaben an Nutzer, die über „eine Menge Apps verfügen” und diese immer in denselben Situationen zum richtigen Zeitpunkt parat haben wollen.
Intelligenter Launcher?
„Du definierst die Apps, Auslöser und den Ablauf für deine UR Moods, wir machen den Rest.“ – verspricht der Anbieter, der neben dem UR Launcher auch die Apps UR Browser, UR Booster und UR Explorer anbietet. Doch wie funktioniert das?
Über die App-Konfiguration lassen sich sogenannte „Moods“ generieren – Moods sind Felder auf der Oberfläche des Launchers, die mit entsprechenden Apps ausgestattet werden. Darüber hinaus, lassen sich Auslöser einstellen, wann welcher Mood angezeigt werden soll. Auslöser sind zum Beispiel GPS, WLAN, Zeit oder Bluetooth. Kommt man morgens zum Beispiel bei der Arbeit an, erkennt der Launcher das WLAN der Arbeitsstelle und stellt automatisch die für die Arbeit benötigten Apps wie Evernote, Google Notizen, Google Mail oder Dropbox bereit, gleichzeitig wird das Telefon automatisch stumm geschaltet. Zur Mittagspause hin, wird schließlich anhand der Zeit das Profil „UR Pause” aktiviert, welches automatisiert die favorisierten Sport- und Nachrichten-Apps erscheinen lässt. So lässt sich schnell mal in der Mittagspause lesen, tippen oder wetten. Nach dem Ende der Pause, schließt der UR Launcher dann das Pausenprofil und kehrt automatisch zum „UR Work“-Profil zurück. Weitere, vordefinierte Profile sind unter anderem „UR Home“, „UR Work“, „UR Fitness“ und „UR Night Out“. Die verschiedenen Moods lassen sich selbstverständlich auch manuell durchwechseln.
Funktionen und Features
Bis auf die UR Moods Profile bietet der Launcher einige mehr oder wenige sinnvolle Zusatz-Apps und Funktionen:
- UR Personalisierung: Das Smartphone lässt sich mit Hilfe einer Vielzahl von HD Bildschirmhintergründen und Parallax Wallpapern je nach Vorstellung anpassen. Für jeden, der Wert auf die Optik legt, kann jeder einzelner Mood mit einem eigenen Bildschirmhintergrund angepasst werden.
- UR Minimalist Interface: Ein sehr simpel und schlicht gehaltenes Menü, übersichtliche Bildschirme und keine sonstigen, außergewöhnlichen Features. Damit kommt wirklich jeder zurecht. Möchte man mehr Anpassungsmöglichkeiten haben, sollte man jedoch zu einem anderen Launcher greifen.
- UR Booster: Die hauseigene Alternative zu Clean Master. Mit der Gratis-App lässt sich der Speicher optimieren, RAM löschen und der Akku schonen.
- UR Suche: Google-Now-Alternative, nur nicht so ausgereift. Hat aber trotzdem Zugriff auf die Funktionen aus Apps, Kontakten und dem Internet.
Alternativen zum UR Launcher?
Launcher für Android gibt es wie Sand am Meer – aber gibt es unter ihnen auch Alternativen zum neuen UR Launcher? Wir haben uns ein paar davon etwas näher angeschaut:
- Nova Launcher: Der kostenlose Launcher bietet zahlreiche praktische Features. So lassen sich zum Beispiel die Anzahl der Homescreens anpassen und verschiedene Animationen für den Übergang zwischen den Screens einstellen. Die weiteren Einstellungsmöglichkeiten lassen keine Wünsche offen. So lässt sich zum Beispiel das App-Raster auf den Homescreens einstellen, die Größe der Icons und das Design des Docks. Auch der Drawer mit allen Apps lässt sich nach Belieben konfigurieren. Der Nova Launcher ist kostenlos, die Aufpreis pflichtige „Prime“-Version bietet ein paar Funktionen mehr, lohnt sich aber kaum. Der Launcher ist außerdem kompatibel mit den meisten Icon-Packs auf Google Play.
- Apex Launcher: Ähnlicher Funktionsumfang wie der Nova Launcher, jedoch viel schlichter und einfacher gehalten. Im Vergleich zum Werkslauncher der meisten Geräte, verändert der Apex recht wenig, dafür macht er das an der richtigen Stelle. So lässt sich auch hier die Icongröße sowie der Abstand zwischen den Icons einstellen – der Drawer wird dagegen nur unwesentlich verändert. Wie der Nova, ist auch der Apex mit den meisten Icon-Packs kompatibel und bietet somit nahezu unendliche Möglichkeiten zum Personalisieren.
Braucht man den UR Launcher wirklich?
Die Idee hinter dem UR Launcher ist wirklich genial, aber auch gleichzeitig etwas unnötig. Das Prinzip mit den einzelnen Profilen ist nicht neu: Schon in den 90er-Jahren konnte man auf den alten Nokia-Telefonen diverse Profile einstellen und diese mit entsprechenden Tönen und Funktionen konfigurieren. Jeder Launcher, der sich am originalen Google Android Launcher orientiert, bietet die Möglichkeit mehrere Homescreens zu konfigurieren. Genauer betrachtet macht der UR Launcher nichts Anderes – der Unterschied ist, dass dieser den richtigen Homescreen von alleine anzeigt. Unsere Alternative: Mehrere Homescreens konfigurieren und entsprechend den Profilen des UR Launchers gestalten – das funktioniert wunderbar und braucht keine zusätzliche Software. Kurz hin- und her wischen kann jeder kurz mal. Der UR Launcher ist eine nette Spielerei und zeigt, was alles möglich ist – bleibt aber eine Spielerei.