Neben Navis und Freisprech-Funktionen werden in aktuellen Modellen von Audi, Opel oder VW auch Features wie Web-Radio, Musik-Streaming oder Facebook geboten. Wir zeigen Ihnen, wie die Lösungen diverser Autobauer mit Android harmonieren und welche Möglichkeiten es gibt, ähnliche Funktionen selbst nachzurüsten.
Auch interessant: Googles selbstfahrendes Auto fährt besser als du (inklusive Video)
Ans Internet angebundene Navis oder ausgeklügelte Infotainment-Systeme sind längst keine Extras mehr, die nur in sündhaft teuren Oberklasse-Limousinen zu finden sind. So gut wie alle namhaften Auto-Hersteller haben mittlerweile spannende Lösungen zu bieten, bei denen via Smartphone und Tablet verschiedene Informationen zum Wagen abgefragt oder sogar diverse Funktionen gesteuert werden können. Wir geben Ihnen einen Überblick über das Zusammenspiel zwischen An-droid und PKW und zeigen Ihnen, mit welchen Produkten Sie ähnliche Funktionen nachrüsten können.
Vom Klinkenstecker zum Entertainment-System mit SIM-Karte
Wer sich aktuell einen Neuwagen mit halbwegs guter Ausstattung zulegt, kann sein Smartphone zumindest via Klinkenstecker, USB-Port oder Bluetooth mit dem Autoradio verbinden und so Musik abspielen. Das ist natürlich nicht die ideale Lösung, lässt sich jedoch durch Austausch des Auto-Radios optimieren. Schauen wir uns doch einmal an, ob Hersteller wie Audi, BMW, Nissan, Opel oder VW mehr als diese einfachen Lösungen zu bieten haben. Häufig ist jedoch nur ein iPod-Dock vorhanden, womit sich teilweise sogar über die Tasten des Lenkrades (wie etwa bei vielen deutschen Oberklasse-Modellen der Fall) die Musikwiedergabe am angeschlossenen Gerät steuern lässt. Uns Android-Nutzer hilft das aber nicht weiter, hier bleibt nur der Weg über Bluetooth oder eben – wenig komfortabel – über ein Klinkenkabel. Allerdings bietet nur Bluetooth die Möglichkeit, freihändig zu telefonieren. Doch auch für Android gibt es tief ins System integrierte Lösungen.
Voller Android-Support bei Opel
Opel setzt bei seinem erschwinglichen Kleinwagen Adam voll auf das serienmäßig integrierte Onboard-System Intellilink. Dabei handelt es sich um ein All-In-One Infotainment-System, das sich wahlweise über einen in der Mittelkonsole verbauten 7 Zoll Touch-Bildschirm oder die Steuerungstasten am Lenkrad kontrollieren lässt. Intellilink überrascht nicht nur beim Preis (es kostet gerade einmal 300 Euro), sondern auch in Sachen Konnektivität. Denn neben iOS-Geräten kommuniziert es auch problemlos mit Android-Smartphones oder Tablets, und zwar via Bluetooth oder USB. Dadurch lässt sich nicht nur Musik auf die Soundanlage des Autos übertragen, auch Navi-Apps können genutzt werden und per Internetverbindung des Smartphones lassen sich neue Updates für Intellilink einspielen. Das für Android-Nutzer wohl interessanteste Feature ist sicherlich, dass sich Smartphone-Apps auf dem 7 Zoll-Display von Intellilink anzeigen lassen. Dabei wird das Bild nicht bloß geklont, sondern in angepasster Form dargestellt. Das klappt logischerweise aber nicht mit jeder beliebigen App, sondern nur mit Applikationen, die offiziell kompatibel sind. Dazu zählen beispielsweise die Internetradio-App Tune-In oder die Navi-App BringGo. Letzteres dürfte sich künftig als die Standard-Navi-Lösung bei Opel und weiteren Marken der GM-Familie herauskristallisieren. BringGo ist zwar vergleichsweise unbekannt, braucht den Vergleich mit etablierten Namen wie TomTom oder Navigon aber nicht zu scheuen. Wer den vollen Funktionsumfang nutzen will, muss 60 Euro berappen, erhält dafür aber eine brauchbare Navi-App, die sich sowohl im Adam als auch auf dem Smartphone alleine nutzen lässt. Alternativ zur günstigen Intellilink-Variante im Adam verbaut Opel ein ähnliches, teureres System in Kombination mit einem 8 Zoll-Bildschirm in den Modellen Opel Mokka und Opel Insignia.
Nissan + Google = Juke
Nissan hat mit dem Juke ein Auto im Angebot, bei dem offensiv mit den integrierten Funktionen rund um das Thema „Connected Car“ geworben wird. Beim Sondermodell n-tec ist die neueste Variante des integrierten Navis NISSANConnect in der Mittelkonsole verbaut. Das System vereint Radio, MP 3-Player, Freisprecheinrichtung und Navi hinter einem 5,8 Zoll großen Touchscreen und besitzt GPS- sowie Bluetooth-Konnektivität samt USB-Anschluss.
Besonders interessant sind die beiden Goo-gle-Features „Google Send-to-car“ und „Google Point of Interest“. Beim ersteren Feature können Sie mit Google Maps auf dem PC, Notebook, Smartphone oder Tablet geplante Routen komfortabel an das Navi des Juke oder anderen kompatiblen Autos weiterleiten und brauchen solche Strecken nicht extra noch einmal im Fahrzeug selbst einzugeben.
Innovative Ansätze bei Audi
Löblich ist bei Audi, dass es das „Multi Media Interface“ (kurz MMI) genannte Infotainment- bzw. Navigationssystem als Sonderausstattung für so gut wie alle aktuellen Modelle des deutschen Autobauers gibt. Herzstück des MMI ist ein 6,5 bis 8 Zoll großer Monitor, der in der Mittelkonsole eingebaut ist und sich mit einem speziellen Touchpad bedienen lässt. Ein Touchscreen ist aktuell bei Audi leider nicht zu finden. In einem mit MMI ausgestatteten Audi-Fahrzeug lässt sich in das im Handschuhfach befindliche Mobilfunkmodul eine SIM-Karte einführen und so eine Verbindung zum Internet herstellen. Anders als etwa beim Opel Adam wird das Smartphone hier also nicht als Hotspot genutzt, sondern kann umgekehrt via WLAN Verbindung zum Internet des Audis herstellen. Auch mehrere Notebook-, Smartphone- oder Tablet-Nutzer gleichzeitig sind im Auto-Netzwerk kein Problem. Ein bislang einzigartiges Feature ist in diesem Zusammenhang, dass sich Musik via WLAN an die Anlage des PKWs streamen lässt. Das Infotainment-System selbst überzeugt mit dem innovativen Online-Dienst „Audi Connect“. Neben einem umfangreichen Navi mit allerlei Extras wird eine praktische Vorlese-Funktion geboten, mit der sich SMS sogar diktieren und per Sprachbefehle versenden lassen.
Ein Wermutstropfen ist aber der Preis, denn wer das MMI sowie Audi Connect als Extra haben will, muss mindestens 2.500 Euro plus weitere alles andere als billige Extras einplanen, die ebenfalls nötig sein könnten.
VW hinkt (noch) etwas hinterher
Während Volkswagen bereits in den 1990ern umfangreiche Navi-Lösungen als Sonderausstattung für den Golf anbot, hinken die Wolfsburger inzwischen ein wenig hinterher. Das Navigationssystem „Discover Pro“, das beim Golf VII für einen Aufpreis ab 2.315 Euro zu haben ist, klingt auf dem Papier dank 8 Zoll-Touchscreen, einer 64 GB SSD-Festplatte, Bluetooth- und USB-Anschluss zwar gut, in Kombination mit einem Android-Smartphone ist damit aber nur Freisprechen oder Musikwiedergabe möglich. Im neuen Golf GTI kann jedoch die Mobiltelefonschnittstelle „Premium“ für noch einmal 470 Euro dazugekauft werden. Der Funktionsumfang dieses Extras ähnelt dem MMI von Audi und bietet ein Mobilfunkmobil mit SIM-Schacht, Internetzugang und praktischem WLAN-Hotspot. Für weitere 101 Euro gibt es im Golf GTI außerdem den VW-Onlinedienst „Car-Net“, über den Sie Verkehrsinformationen auf das Display des Auto-Navis erhalten und die Google-Suche sowie Google-Kartenmaterial nutzen können.
BMW als kreativer Innovator
Während andere Hersteller erste zaghafte Schritte auf dem Gebiet der Connected Cars wagen, ist BMW diesbezüglich ein alter Hase. So nahm das selbst entwickelte iDrive-System viele Standards vorweg (etwa das mittlerweile auch bei Audi genutzte Steuerelement in der Mittelkonsole) und auch jetzt zählt BMW zu den innovativsten Herstellern, wenn es um die Themen Infotainment, Internetanbindung und Smartphone-Integration geht. BMW setzt dabei auf eine fix ins Fahrzeug verbaute SIM-Karte, die in den ersten drei Jahren kostenlos ist und danach jährlich 250 Euro kostet. Dieser Aufpreis lohnt sich, denn das Connected Drive-Navigationspaket beziehungsweise das Paket Professional spielen alle Stücke, die aktuell möglich sind. Internetfeeds lassen sich abrufen, Facebook oder Twitter nutzen, Musik via Webradio hören und sogar diverse Office-Funktionen sind mit dabei. Abgerundet wird das Ganze von einem Vorlese-Feature.
Anders als Audi treibt BMW aber nicht nur das integrierte Navi voran, sondern hat die Relevanz von Smartphones früh erkannt und entsprechend viel Energie in deren adäquaten Support investiert. Unterstützt werden iOS und Android gleichermaßen, außerdem ist BMW darum bemüht, App-Entwickler für sein System zu begeistern und diese dazu zu bringen, ihre Apps für das hauseigene iDrive-System kompatibel zu machen. Ähnlich wie beim Opel Adam sind Infotainment-System und Smartphone eng verzahnt. Im Play Store findet sich zudem die Android-App „My BMW Remote“, mit der sich das Fahrzeug orten sowie Zentralverriegelung, Lichter, Klimaanlage oder Standheizung steuern lassen. Wie nicht anders zu erwarten, ist all das nicht gerade billig. Für BMW Professional werden mindestens 3.100 Euro plus möglicher Abo-Gebühren fällig.
Infotainment und Android-Integration nachrüsten
Wer auf Infotainment-Systeme und / oder auf Android-Integration nicht verzichten möchte, kann entsprechende Funktionalitäten natürlich auch in seinem bestehenden Fahrzeug nachrüsten. Das Angebot und die Funktionsweise entsprechender Geräte ist mindestens ebenso verwirrend wie die unterschiedlich integrierten Ansätze der Auto-Hersteller. Wer voll und ganz auf Android setzen möchte, ist mit der Parrot Asteroid-Serie gut beraten (siehe oben), allerdings ist Android dort direkt installiert und das Smartphone kommuniziert nur via Bluetooth mit dem Infotainment-System. Immerhin hat sich bei diversen nachrüstbaren Infotainment-Lösungen mittlerweile der MirrorLink-Standard herauskristallisiert, der auch im Opel Adam eingesetzt wird. Mit diesem können Inhalte vom Smartphone auf das Display des im Auto verbauten Infotainment-Systems gespiegelt werden. Voraussetzung dafür ist jedoch, dass Apps dieses Feature unterstützen. Im Sony XAV-601, dem etwa 330 Euro teuren Autoradio-Topmodell der Japaner, wird die MirrorLink-Funktionalität etwa besonders hervorgehoben. Eine Alternative, die ebenfalls MirrorLink unterstützt, ist der JVC KW-NSX1, der bereits für 260 Euro zu haben ist. Trotz des Standards MirrorLink gibt es einige Tücken: So arbeiten manche Smartphone-Modelle eher schlecht als recht mit kompatiblen Infotainment-Systemen zusammen und die Integration der Funktionen innerhalb einzelne Apps ist ebenfalls unterschiedlich gut gelöst. Wer also mit dem Erwerb eines MirrorLink-Gerätes liebäugelt, sollte die Funktionsweise am besten beim Händler seines Vertrauens überprüfen.
Smarte Features durch Gadgets
Eine noch kostengünstigere Möglichkeit, das eigene Fahrzeug einen Tick smarter zu machen, bieten Ihnen Gadgets. Mit diesen lassen sich zumindest simple Funktionen wie Musik-Streaming oder Freisprechen schnell und einfach nachrüsten. Ein interessantes Gadget, welches ab September im Handel erhältlich sein wird, ist ein nachrüstbares HUD (Heads-Up-Display) von Garmin. Das kleine Gerät wird einfach auf dem Amaturenbrett des Autos platziert und nimmt via Bluetooth Kontakt zum Smartphone auf. In Verknüpfung mit der Navi-App Navigon werden Turn-by-Turn Navi-Informationen sowie Infos zur Geschwindigkeit und der restlichen Fahrtdauer auf die Windschutzscheibe des Fahrzeuges projiziert. So werden Sie nur minimal vom Fahren abgelenkt.
100% Android mit Parrot Asteroid
Der Name Parrot wird den meisten wohl durch ein Spielzeug namens AR.Drone bekannt sein, einer erschwinglichen Flug-Drone, die via Smartphone oder Tablet gesteuert werden kann. Seit kurzem umfasst die Produktpalette des französischen Unternehmens aber auch Multimedia-Systeme bzw. Navis für das Auto. Die Asteroid-Serie gliedert sich dabei in drei Geräte: das Einsteigermodell Asteroid Mini, das Asteroid Tablet und die Highend-Lösung Asteroid Smart. Auf Basis der angegrauten Android-Version 2.3 integriert das Modell Smart beispielsweise diverse Streaming-Dienste, E-Mail-Funktionalität und natürlich ein Navi. Einen Zugang vom offiziellen Play Store gibt es leider nicht, statt dessen können neue Apps nur über den eigenen Asteroid Markt bezogen werden.