Einer der beiden iFixit-Gründer, Kyle Wiens, hat sich die Zeit genommen ein paar Fragen rund um das Unternehmen, die Reparierbarkeit und die Nachhaltigkeit in der Elektronikbranche zu beantworten.
Hier geht es zum Report über iFixit.
Was ist die Hauptmotivation hinter iFixit und hat sich diese im Laufe der Zeit verändert?
Ich habe erfahren, dass Apple mit rechtlichen Drohungen versucht hat, Anwender davon abzuhalten, Service-Anleitungen zu verwenden, die sie benötigt hätten, um ihre Computer zu reparieren. Ich finde, dass dies lächerlich ist, also haben wir angefangen, unsere eigenen Anleitungen zu schreiben, um jene zu ersetzen, die aufgrund von Apples Copyright-Drohungen wieder verworfen werden mussten. Unsere Anleitungen wurden schnell beliebt und deshalb machen wir seither das Gleiche mit jedem Produkt, das wir in die Finger bekommen.
Wie siehst du eure Rolle in der stark wachsenden Maker-Szene?
Wir sind eine Open Source Hardware-Firma. Aber statt unsere eigene Open Source-Hardware herzustellen, machen wir die Hardware aller anderen zu Open Source und so für jedermann zugänglich.
In welchen Ländern seid ihr am erfolgreichsten was aktive Nutzer betrifft?
Nur ungefähr 40 Prozent der Zugriffe auf unsere Website kommen aus den USA. Unsere größten Communitys außerhalb der USA sind Großbritannien und Deutschland.
Welchen Einfluss hat iFixit auf Hersteller? Ändern diese die Art, wie sie ihre Geräte bauen? Also machen sie diese einfacher – oder gar schwerer zu reparieren?
Unsere Arbeit hat auf jeden Fall Auswirkungen auf die Hersteller. Ich werde laufend von Designern gefragt: „Wie kann ich dieses Gerät besser reparierbar machen?“ Und neue Produkte wie das iPhone 6 weisen in Sachen Reparierbarkeit auch deutliche Verbesserungen auf.
Haben Hersteller wie Apple jemals versucht, euch und eure Arbeit zu stoppen? Immerhin legt ihr offen, welche Bauteile in den Geräten verbaut werden.
Wir nehmen die Geräte auseinander und dokumentieren dies. Wir besitzen das Copyright an den Fotos und veröffentlichen diese unter der Creative-Commons-Lizenz. Dagegen können die Hersteller rein rechtlich nichts ausrichten.
Werden elektronische Geräte generell leichter zu reparieren, oder versuchen die Hersteller die Reparatur eher zu erschweren?
Das ist von Gerät zu Gerät vollkommen unterschiedlich. Die meisten sind sehr unkompliziert zu reparieren, aber einige (wie das Microsoft Surface und das HTC One) machen die Sache sehr schwierig.
Gibt es irgendwelche Geräte, die du bisher nicht reparieren konntest?
Ich habe es bisher noch nicht geschafft, herauszufinden, wie ich ein HTC One repariere. Aber ich habe gehört, dass es einigen Leuten bereits gelungen ist.
Was denkst du über Googles modulares Smartphone Project Ara? Ist es ein Schritt in die richtige Richtung, um das Elektroschrott-Problem zu lösen?
Ich denke es ist großartig! Aber wir brauchen keine modularen Smartphones, um elektronische Geräte nachhaltig zu machen. Die Telefone, die wir haben, sind ausgezeichnet – wir müssen nur dafür sorgen, dass jemand anderes sie nutzt, wenn wir mit ihnen fertig sind. Wir müssen die maximale Lebenszeit aus jedem Gerät herausholen.
Wie ist es zu der Zusammenarbeit mit Fairphone gekommen und gibt es Pläne, diese in Zukunft noch zu vertiefen?
Die Macher des Fairphones sind auf uns zugekommen und haben uns mitgeteilt, dass sie jedes ihrer Telefone mit einer Reparaturanleitung ausliefern möchten. Wir stimmten dem zu und jetzt findet sich auf jedem Fairphone eine iFixit-Reparaturanleitung als PDF. Wir arbeiten aber auch darüber hinaus eng mit Fairphone zusammen. In naher Zukunft dürfen wir ein paar aufregende neue Entwicklungen aus dieser Partnerschaft erwarten. Leider darf ich darüber noch keine Details verraten.
Welche Projekte können wir in Zukunft noch von iFixit erwarten?
Wir arbeiten im Moment unter Hochdruck daran, die Android-Reparatur-Sektion auf unserer Website auszubauen und so viel wie möglich von iFixit auf Deutsch zu übersetzen. Außerdem designen wir gerade noch weitere Elektronik-Reparatur-Werkzeuge, um es einfacher zu machen, all die kleinen Dinge zusammenzuhalten. Wir fügen auch immer mehr Bauteile in unseren EU-Store in Stuttgart ein. Unser Team in Deutschland leistet fantastische Arbeit und wir expandieren gerade hier deutlich schneller, als wir erwartet hätten.