Motorola: eine 83 Jahre dauernde (Erfolgs)Geschichte

22. December 2011 0 Kommentar(e)

Wer vor zehn Jahren an ein Handy dachte, verband dies automatisch mit der Marke Nokia. Heute ist Nokia bei weitem nicht mehr der einzige Handy-Hersteller, im Gegenteil: Ein Handy bzw. Smartphone wird heutzutage mit iPhone oder Android assoziiert. Wobei das iPhone alleine von Apple hergestellt wird, während auf Android viele Hersteller setzen. Einer davon ist Motorola.

Zwar denkt man heute bei einem Android-Handy zunächst einmal an Samsung, dies könnte sich in nächster Zeit jedoch rasch ändern. Der Grund dafür: Google hat sich im August den amerikanischen Smartphone-Hersteller Motorola Mobility für 12,5 Milliarden US-Dollar einverleibt. Nicht unwahrscheinlich, dass Motorola nun der führende Android-Gerätebauer wird.

Google stockt Patentportfolio auf

Der Deal wird die Wirtschaftswelt noch längere Zeit beschäftigen. Als Hauptgrund für den Erwerb wird Google nachgesagt, das Patente-Portfolio stärken zu wollen, das zuvor im Vergleich mit Microsoft und Apple recht dürftig war. Insofern kann der Deal sich noch mehr als bezahlt machen. Immerhin schwächt er die Position Apples im Kampf um das vorherrschende mobile Betriebssystem. Und könnte Motorola zu ungeahnter Popularität verhelfen. Nämlich dann, wenn sich in der Schlacht iPhone gegen Android ein Vorteil für Android herauskristallisiert oder wenigstens ein Patt abzeichnet. Dann könnte sich Motorola zum Smartphone-Hersteller schlechthin mausern.

Grund genug, die Geschichte von Motorola mal etwas genauer zu durchleuchten und zu gucken, mit welchen Erfindungen der Elektronikkonzern die Welt bewegt hat, welche Produkte im Moment die Cash-Cow sind und wie die Zukunft des Konzerns aussieht.

Die Firmengeschichte

Das Motorola DynaTAC 8000X (Foto: Motorola)

Das Motorola DynaTAC 8000X (Foto: Motorola)

Motorola kann auf eine Reihe von Erfindungen und Launches zurückblicken, die die Welt bewegten. Sei es das erste Autoradio, das Motorola genannt wurde und später dem Unternehmen den Namen bescherte, das weltweit erste Mobiltelefon, das DynaTAC, das stolze 794 Gramm wog und knapp 4.000 US-Dollar kostete, oder das Motorola RAZR, von dem immerhin 130 Millionen Einheiten verkauft wurden – immer war Motorola ein Vorreiter was Autoradios und Mobilfunk betrifft.

Probleme, Aufspaltung und Ãœbernahme

Im März 2008 gab Motorola bekannt, dass das Unternehmen aufgrund massiver Verluste von Marktanteilen in zwei Sparten aufgeteilt wird. Motorola erwog zuvor sogar den Verkauf der Handysparte, da diese alleine im ersten Quartal 2008 einen Verlust von über 400 Millionen US-Dollar brachte. Durch die Aufspaltung sollten schließlich ein Mobilfunk- und ein Breitband-Netzwerkunternehmen entstehen. Abgeschlossen war sie erst im Januar 2011.

Seither gibt es die beiden Unternehmen „Motorola Mobility“, das für die Handysparte zuständig ist und „Motorola Solutions“, zuständig für die Geschäftskundensparte. Am 15. August 2011 ließ schließlich Google verlauten, Motorola Mobility für 12,5 Milliarden US-Dollar übernehmen zu wollen.

Die Gegenwart

Liefen die Geschäfte in der Handysparte im Jahr 2008 noch mehr als schleppend – die Umsätze sanken um beinahe 40% – konnte das Unternehmen Ende 2009 mit dem Smartphone „Motorola Milestone“ einen Hit landen. Es wurde allgemein als direkter Konkurrent zum iPhone 3GS gesehen. Aber auch das XOOM Tablet, das Anfang 2011 auf den Markt gebracht wurde, sollte Apple das Fürchten lehren und als ernsthafter Konkurrent zum iPad dienen.

Weitere aktuelle Produkthighlights sind das DEFY+, ein wasser- und staubgeschütztes sowie stoßfestes Smartphone mit dem Betriebssystem Android, sowie das Atrix, ein außergewöhnliches Android-Smartphone, das sich mit einer Dockingstation, die wie ein Laptop aussieht, zum Netbook umfunktionieren lässt.

Sanjay Jha - der Vorstandsvorsitzende und CEO von Motorola (Foto: Motorola)

Sanjay Jha – der Vorstandsvorsitzende und CEO von Motorola (Foto: Motorola)

Der Verlust in der Handysparte konnte auch im zweiten Quartal noch nicht wettgemacht werden, er lag aber nur noch bei ca. 56 Millionen Dollar, womit die Erwartungen der Analysten übertroffen wurden. Immerhin: die Smartphone-Auslieferungen beliefen sich auf 4,4 Millionen Stück, während vom Tablet-PC Xoom 440.000 Stück verkauft wurden. Der Ausblick auf das Jahresergebnis indes enttäuschte.

Die Zukunft

Die Zukunft von Motorola sieht genau genommen recht rosig aus. Zwar hat Google nun das Sagen, aber ebendiese Übernahme durch Google gepaart mit dem allgemeinen Erfolg von Android könnte Motorola wieder auf Platz 1 unter den Geräteherstellern hieven. Diesen Platz nimmt im Moment Samsung ein, gefolgt von LG. Motorola belegt mit einem Marktanteil von ca. 15% aktuell den dritten Platz. Zehn Prozentpunkte hinter Samsung. Wie schnell zehn Prozentpunkte aufgeholt sind, zeigt Android eindrucksvoll: in einem einzigen Quartal konnte das Google-OS über fünf Prozentpunkte zulegen.

Der derzeitige Sitz von Motorola in Schaumburg, Illinois (Foto: Motorola)

Der derzeitige Sitz von Motorola in Schaumburg, Illinois (Foto: Motorola)

Allerorts ist zu hören, dass sich die bisherigen Android-Partner Googles um eigene Betriebssysteme kümmern möchten, sei es Samsung oder HTC. Keinem der bisherigen Android-treuen Hersteller kann der Deal zwischen Google und Motorola besonders gut schmecken. Also sehen sie sich nach einer Google-unabhängigen Lösung um. Könnte Motorola also schon bald der einzige Android-Hersteller sein. Unwahrscheinlich, denn nur durch die bisherige Offenheit des Betriebssystems konnte es so erfolgreich werden. Also darf man annehmen, dass Google auch weiterhin auf seine anderen bisherigen Partner setzen wird. Benachteiligen wird es Motorola aber andererseits auch sicher nicht. Insofern konnte den Mobilfunkbauern aus den USA nichts Besseres als die Ãœbernahme passieren, was ja auch der Kursanstieg der Aktie am 15. August belegte. Ganze 60% konnte die Aktie in einem einzigen Tag zulegen. Tolle Performance: und die Börse irrt sich nie – oder zumindest selten.

 

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Harald Gutzelnig   Herausgeber

Harald hat eigentlich als Herausgeber und Geschäftsführer des hinter dem Portal stehenden Verlags gar nicht viel Zeit Artikel zu schreiben, aber es macht ihm so viel Spaß, dass er dafür sogar ab und an aufs Schlafen verzichtet. Er hofft natürlich, dass dieser Schlafentzug seinen Artikeln nicht anzumerken ist.

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