Alternative Bezahlarten durch Smartphone & Co.

7. March 2013 0 Kommentar(e)

Zahlen wir schon bald nur mehr Bargeldlos? BQ: wallpaperscraft.com

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Bargeld in der Tasche oder Smartphone im Jackett? Angesichts der Siebenmeilenschritte, mit denen mobile Bezahlsysteme vorangetrieben werden, stehen Verbraucher demnächst vor genau dieser Frage. An Relevanz gewinnen wird sie allerdings erst in den kommenden Jahren. Denn im Vorbeigehen oder über die Handyrechnung zu bezahlen, hat derzeit eher etwas von Zukunftsmusik und es damit entsprechend schwer, sich auf breiter Kundenebene zu etablieren. Zudem mangelt es in vielen Bereichen noch an der nötigen Infrastruktur, um Scheine, Münzen und Bankkarten endgültig aus dem Portemonnaie zu verbannen.

Das Altbewährte: Bargeld, EC- und Kreditkarte

Geht’s an die Kasse, zücken die meisten nach wie vor den Geldbeutel und zahlen bar. Das gilt für den Supermarkt, den Bäcker und den Elektrodiscounter. Man sieht, was man hat, und weiß genau, wie viel Geld man noch ausgeben kann. Das galt bereits im Mittelalter und wird hierzulande wohl auch in den nächsten Jahren so gehandhabt. Auf Platz zwei rangiert die EC- respektive girocard, die zu fast jedem Konto ausgestellt wird. Sie beherrscht in der Bundesrepublik den Markt für bargeldloses Bezahlen, und das in erster Linie aufgrund der großen Verbreitung und der Vielzahl an Kooperationspartnern. Der Betrag wird umgehend vom Girokonto abgebucht. Das ist vielen lieber als die gebündelte Abrechnung bei Kreditkarten. Master- und VisaCard sind zwar auf dem Vormarsch, vor allem online und auf Reisen, für den alltäglichen Gebrauch wird sie jedoch vergleichsweise selten genutzt.

Altbekannt und bewährt: Kredit- und Bankomatkarten. BQ: lucrin.at

Altbekannt und bewährt: Kredit- und Bankomatkarten. BQ: lucrin.at

Die neuen Alternativen

Die mobile Konkurrenz wird es vorerst schwer haben, sich gegen diese altbewährten Möglichkeiten durchzusetzen. Gleichwohl glauben Mobilfunkdienstleister, Kreditkartenunternehmen und Banken an einen Siegeszug des Zahlungsverkehrs via Smartphone. Sie investieren viele Milliarden Euro in die Entwicklung von Systemen, die es den Kunden erlauben, Rechnungen mit dem Mobiltelefon zu begleichen. Dafür sind sie sogar zu Kooperationen bereit, um einen einheitlich Standard zu gewährleisten, zumal Dutzende Variationen die Akzeptanz auf Verbraucherseite eher schmälern würden.

An Ideen für mobile Bezahlsysteme mangelt es gewiss nicht. Welche sich durchsetzen werden, steht in den Sternen. Gute haben Chancen haben die folgenden Entwicklungen:

mpass: Der mobile Bezahldienst namens mpass wird von der Telekom, Vodafone und o2 vorangetrieben und steht nach einer Registrierung, bei der die Bankverbindung verpflichtend genannt werden muss, auch den Kunden anderer Provider zur Verfügung. Die Grundidee ist relativ simpel und sieht drei Szenarien vor. Der Kunde bestellt über das Smartphone oder einen Tablet-PC, wählt „Bezahlen per Handy“, die Rufnummer wird erkannt und übertragen, der Kauf wird bestätigt und der Betrag über die Mobilfunkrechnung eingezogen. Beim Kauf am heimischen PC muss die Rufnummer eingegeben und der Vorgang mit einer Transaktionsnummer, die per SMS kommt, bestätigt werden. Alternativ kann auch ganz einfach per Kurznachricht bezahlt oder Geld übertragen werden.

Apps: In Zukunft per Applikation bezahlen zu können, steht vor allem bei Zahlungsdienstleistern wie PayPal hoch im Kurs. Der Nutzer installiert die App und kann darüber dann zum Beispiel in Onlineshops bezahlen. Künftig soll es dann auch möglich sein, mit PayPal im Restaurant zu bestellen oder vorab einen Tisch zu reservieren. Andere Applikationen konzentrieren sich auf Park- und Flugtickets, Taxidienste, Eintrittskarten oder Lieferdienste. Der Fantasie sind hier kaum Grenzen gesetzt. Die Deutsche Post kommt dabei sogar ohne App aus. Sie verschickt Porto-Codes schlichtweg nach Erhalt einer kostenpflichtigen SMS.

Mobile Kreditkartenzahlung: Dabei handelt es sich zwar nicht um ein völlig neues System, sondern eher um eine Erweiterung. Nichtsdestotrotz arbeiten in Deutschland gleich mehrere Unternehmen daran, dass Smartphones künftig die Aufgabe der Kartenterminals übernehmen. Dazu bedarf es der entsprechenden Software und eines Kartenlesers, der ans Mobiltelefon gesteckt wird. Das Gerät liest den Chip oder den Magnetstreifen aus. Anschließend muss nur noch der Betrag eingegeben und der Vorgang per Unterschrift bestätigt werden. Inzwischen gibt es auch Lösungen, die mit der persönlichen Identifikationsnummer arbeiten. Damit haben auch Kleinunternehmer und Handwerker die Möglichkeit, jederzeit und überall Zahlungen per Kreditkarte entgegenzunehmen.

NFC: Das größte Potenzial wird der Near Field Communication, kurz NFC, zugeschrieben. Genutzt werden die Möglichkeiten bislang indes nur marginal. Die Kredit- oder generell die Bankkarten-Daten werden bei diesem System auf der SIM-Karte hinterlegt. Um sie für den Bezahlvorgang nutzen zu können, muss ein NFC-Chip im Gerät verbaut sein und die nötige Software installiert werden. Der Chip tauscht sich dann mit einem NFC-Lesegerät an der Kasse aus. Das Smartphone wird dazu nah genug an das entsprechende Terminal gehalten und die Zahlung mit einer persönlichen Identifikationsnummer bestätigt. Damit würde man sich die Kreditkarte komplett sparen – immer vorausgesetzt, die Technik wird flächendeckend eingesetzt. Das Unternehmen Sumup geht sogar noch einen Schritt weiter: Betritt der Kunde einen Laden, übermittelt das Smartphone ein Bild an das Kassensystem. Der Verkäufer klickt das Foto später nur noch an und schon wird der Einkauf über das Smartphone abgerechnet.

Ein Zahlungsmittel der Zukunft? BQ: globalpaytech.com

Ein Zahlungsmittel der Zukunft? BQ: globalpaytech.com

Wie beliebt sind diese Varianten und wie häufig werden sie genutzt?

Konkrete Zahlen, wie viele Personen die einzelnen Zahlsysteme bereits nutzen, liegen nur bedingt vor. Vor allem bei den Apps ergibt sich das Problem, das sie teils sehr speziell und nur für einen bestimmten Bereich – etwa Parken oder Taxi – ausgelegt und die Dienste darüber hinaus nicht überall verfügbar sind. Kurzum: Es sind viele Einzel-, aber nur sehr wenige branchenübergreifende Lösung im Angebot. Eine Ausnahme bildet hier zweifelsohne PayPal. Das Unternehmen zählt in der Bundesrepublik zwölf Millionen Internet-Kunden. 20 Prozent davon sind inzwischen auch per Smartphone mit dem Dienstleister verbunden. Die Zahl könnte sprunghaft steigen, da an zusätzlichen Leistungen gearbeitet wird.

Der gesamte NFC-Bereich steckt derweil noch in den Kinderschuhen, zumindest in Deutschland – obwohl die Technik längst marktreif ist. Das liegt in erster Linie daran, dass der Standard derzeit nur von wenigen Smartphones unterstützt wird. In der Regel sind es die höherwertigen Modelle. Im Einsteigerbereich sucht man NFC-Chips vergebens. Weil es zu wenige Geräte mit NFC-Schnittstelle gibt, lohnt es sich auch für den Handel bzw. Dienstleister noch nicht, in die Technik zu investieren. Die Telekom und o2 sind mit „o2 Wallet“ und „Mobile Wallet“ zwar auf dem besten Weg, es braucht allerdings seine Zeit, die mobile Geldbörse bekannt zu machen und den Nutzen zu kommunizieren. Zum Vergleich: In Polen gibt es bereits 100.000 Kassen, die über die NFC-Technik verfügen. Zudem hat T-Mobile dort gleich mit mehreren Banken Verträge geschlossen.

Sicherheit

Eines der Hauptargumente für die neuen Methoden ist neben dem Komfort die Sicherheit. Während Bargeld gestohlen werden kann und bei Bankkarten die Gefahr besteht, dass sie kopiert und die PIN ausgespäht wird, soll vor allem die NFC-Technik deutlich sicherer sein. Dazu tragen diverse Sicherheits- und Identifikationsmaßnahmen bei, zum Beispiel die Gerätenummer (IMEI), Rufnummer und PIN. Aber: Dass es sich um ein autarkes Gerät handelt und die Daten auf der SIM-Karte gespeichert sind, gewährleistet keine absolute Sicherheit. Die klassische Terminal-Lösung und auch Online-Bezahlvorgänge sind aktuell zwar angreifbarer, auf Dauer dürften Betrüger aber auch die neue Technik knacken und die Übertragungen ausspähen können. Die Kreditkartendaten aus dem Handy auszulesen, ist jetzt schon möglich.

Das Thema Sicherheit wird momentan heiß diskutiert. BQ: itespresso.de

Das Thema Sicherheit wird momentan heiß diskutiert. BQ: itespresso.de

Hinzu kommt das Problem: Was passiert bei Verlust des Smartphones? Wenn es als mobile Geldkarte genutzt wird, ist das Guthaben bei Verlust (noch) nicht geschützt. Wenn darüber hinaus die PIN bekannt ist, kann nach Belieben eingekauft werden. Diesbezüglich kommt es vor allem auf die eigenen Sicherheitsmaßnahmen an. Das Gerät sollte immer mit einem Freischalt-PIN versehen werden, damit nicht jeder damit telefonieren oder anderweitig agieren kann. Darüber hinaus wäre es sinnvoll, die PIN in Geschäften – wie beim Geldautomaten auch – nur verdeckt einzugeben.

Ebenso wichtig ist Prävention im Zusammenhang mit Applikationen, ob nun zum Bezahlen oder für das Onlinebanking. Zum einen sollten die Apps nur von vertrauenswürdigen Quellen heruntergeladen werden, also bei der Bank oder dem Dienst-Anbieter. Zum anderen gilt es, sich nach Nutzung der Banking-App abzumelden, um Dieben nicht Tür und Tor offen zu halten.

Die Zukunft

Ansprechen dürften die neuen Bezahlmethoden vor allem junge, technikaffine Kunden. Sie sind es, die ihre Smartphones und den Tablet-PCs schon heute für weit mehr benutzen als nur für Telefonie, Kurznachrichten und die Wetterprognose. Ältere Bürger hingegen, die teils nicht einmal ein Handy besitzen, interessieren mobile Zahloptionen kaum. Sie werden auch weiterhin Bargeld mit sich führen, eine girocard und vielleicht sogar eine Kreditkarte besitzen.

Komplett von der Bildfläche verschwinden werden „greifbare“ Zahlungsmittel vermutlich ohnehin nicht. Denn auch wenn die mobile Geldbörse auf Dauer Boden gut macht, wird sie nie einen vollständigen Ersatz darstellen können. Welches System dabei das Rennen macht, Apps oder NFC oder vielleicht eine Kombination aus beiden, darüber gibt die Glaskugel noch keine Auskunft. Beide Methoden werden weiter perfektioniert. Das betrifft auch den Aspekt Sicherheit, dem beispielsweise durch neue Verschlüsselungen und einen Mix aus Maßnahmen Rechnung getragen werden könnte. Das setzt voraus, dass an einem Strang gezogen wird, um einheitliche Standards zu schaffen, an denen Banken, Mobilfunkprovider, Handyhersteller und Handel gleichermaßen beteiligt sind. Ansonsten bleibt es bei der Weisheit: Viele Köche verderben den Brei.

Tipps zu den alternativen Bezahlarten

Verbrauchern stehen derzeit mehrere Alternativen zur Auswahl. Bei vielen, wie der NFC-Technik, scheitert es jedoch daran, dass sie noch Modellcharakter haben. Anders sieht es bei Applikationen und dem Standard der Mobilfunkanbieter, mpass, aus. Diese zwei Lösungen sind weitgehend ausgereift und schon längere Zeit im Einsatz. Ob es tatsächlich Sinn macht, sie zu nutzen, hängt von vielen Faktoren ab. Um ein Beispiel zu nennen: Applikationen, die nur in Großstädten genutzt werden können, etwa Taxi-Apps, mit denen gebucht und anschließend bezahlt wird, sind in ländlichen Regionen völlig uninteressant. Zwei Fragen, die man sich daher vor der Anmeldung oder Installation stellen sollte: Brauche ich diese Option überhaupt und wenn ja, wo kommt sie zum Einsatz? Denn noch sind die Möglichkeiten begrenzt.

Redaktioneller Hinweis

Diese Informationen wurden Ihnen von der Redaktion des Vergleichsportals www.girokontovergleich.org zur Verfügung gestellt. Das Portal vergleicht Girokonto Konditionen tagesaktuell und hilft Ihnen bei der Auswahl des passenden Kontos.

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oliver

Oliver Janko   Chefredakteur

Studiert in Wien und schreibt Reportagen, Tests und Reviews für die Printausgaben des Verlags. Bei Fragen – Facebook, Google+ und Co. sind allzeit bereit.

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