Das soziale Netzwerk Facebook hat sein neues Werbenetzwerk namens Atlas gelauncht. Damit wird Facebook zu einem noch größeren Konkurrenten für Google, das ja derzeit die Werbung im Internet dominiert. Doch ist Atlas auch eine Bedrohung für uns als Nutzer?
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Zuerst klären wir einmal, was Atlas genau macht. Bis dato sammelt das soziale Netzwerk mit Hilfe von Cookies Informationen über von dir besuchte Webseiten. Sobald du wieder auf Facebook zurückkehrst werden dir passend zu den besuchten Internet-Adressen wieder Werbungen angezeigt. Mit Atlas werden diese Werbungen künftig auch auf anderen Webseiten angezeigt und – anders als bei Google AdWords – werden diese sogar auf dem Mobiltelefon zu sehen sein. Zusätzlich dazu versucht Atlas auch herauszufinden, wie viele Menschen ein bestimmtes Produkt gekauft haben, nachdem sie eine entsprechende Werbung gesehen haben und teilt diese Information sogar mit den Werbetreibenden.
Das Ganze hört sich nach einer Menge persönlicher Informationen an, wobei Facebook hier verspricht, nicht deinen Namen oder Adresse weiterzugeben. Ob man das glaubt oder nicht, ist jedem selbst überlassen.
Altes System mit neuen Verbesserungen
Neu ist der Gedanke hinter Atlas keineswegs. Wie bereits erwähnt sammelt Google ja mit ähnlichen Mitteln Daten. Hierzu werden beispielsweise vergangene Suchanfragen oder der Gmail-Verlauf herangezogen. Google teilt den Werbetreibenden dann mit, wie viele Menschen auf die Werbung geklickt haben und mit Hilfe von Cookies kann sogar bestimmt werden, wer schlussendlich auch gekauft hat. Das funktioniert für Google aber nur auf Desktop-Maschinen gut, da Cookies auf Smartphones weniger effizient sind.
Verschmelzung von Desktop und Mobil
Hier unterscheidet sich Atlas aber von dem Google-Netzwerk. Die Werbeplattform von Facebook soll nämlich auch auf mobilen Geräten funktionieren und Mobiltelefon und Desktop hinsichtlich Werbung zusammenführen. Ermöglicht wird das mit Hilfe der sogenannten „Advertising Identifiers“. Dabei handelt es sich um eine genaue Nutzerkennung, die sowohl Android- als auch iOS-Smartphones in sich tragen. Damit kann Facebook erneut ganz speziell für dich Werbung schalten, wobei auch diese ID (angeblich) nie die “vier Wände” des sozialen Netzwerks verlassen soll.
Der Heilige Gral
Kommen wir jetzt aber zum „Heiligen Gral der Werbetreibenden“. Auch wenn viele Menschen den einen oder anderen Artikel bei Google suchen und sich über die preisliche Lage informieren, so werden dennoch viele Produkte offline und in gewöhnlichen Geschäften gekauft. Auch hier setzt Atlas an: Facebook will nicht tracken wo du hingehst und einkaufst, sondern es will seine Werbeopfer auf andere Art und Weise eruieren. Dazu ein kleines Beispiel: Nike zum Beispiel gibt Facebook eine Liste mit Personen, die sich einen bestimmten Schuh gekauft haben. Facebook gleicht dann diese Liste mit all jenen Nutzern, die passende Werbung gesehen haben, ab und ermittelt damit alle Personen, die sich aufgrund der Werbung diesen Schuh gekauft haben. Dabei wird natürlich nicht ein einziger Name genannt!
Dass Facebook seine Werbung damit weitaus gezielter und stärker personalisiert an den Mann und die Frau bringen kann, ist wohl klar. Aufgrund der vielen Informationen die wir auf Facebook teilen und publizieren, ist es für das soziale Netzwerk ein Leichtes, entsprechende Werbung zu schalten. Google beispielsweise hat hier weit weniger Infos zur Verfügung, weshalb sich auch viele Falschwerbungen in die Werbeflächen verirren.
Müssen wir Angst haben?
Solltest du Angst vor Atlas haben? Ums kurz zu sagen: JEIN! Wenn dir bereits Google AdWords ein Dorn im Auge war und du personalisierte Werbung nicht willst, dann ist Atlas keine Verbesserung gegenüber dem Werbenetzwerk von Google. Da personalisierte Werbung schon seit vielen Jahren eine große Rolle im Internet spielt und einer der wenigen Wege ist, im Internet mit Content Geld zu verdienen, ist auch die Verbreitung der personalisierten Werbung enorm. Sicher, die großen Unternehmen sammeln viele Daten von uns und verdienen sich mit dem Schalten von Werbung eine goldene Nase, während wir uns mit den teilweise nervigen Einblendungen herumschlagen müssen. Allerdings hat personalisierte Werbung auch einen Vorteil: Stundenlanges Suchen nach dem passenden Artikel gehört dank dieser der Vergangenheit an. Wer sich mit diesen Werbungen nicht anfreunden kann, der hat eigentlich nur eine einzige Wahl: Internet ausstecken und nicht mehr Online gehen.
Quelle: TheVerge