Teilen statt Kaufen: Wie Smartphones die Sharing-Economy beflügeln (Teil 1)

Daniel Kuhn 8. March 2015 1 Kommentar(e)

Besitzen ist out, teilen ist total angesagt und Smartphones ermöglichen dies auf einem ganz neuen Level. Die Sharing Economy wird oft als der neue Goldrausch der Digitalbranche bezeichnet, steht jedoch gleichzeitig stark in der Kritik. Grund genug für einen genaueren Blick auf das Phänomen.

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Derzeit findet ein Wandel in der Gesellschaft statt. Na gut, sicher nicht nur einer, aber im Bewusstsein der Konsumenten verlagern sich momentan die Werte langsam aber sicher. Der Besitz von Gütern als Statussymbol verliert immer mehr an Wert, dafür rücken Erlebnisse in den Fokus. Besitztümer anhäufen ist einfach nicht mehr cool, es reicht der Zugang zu Dingen und Dienstleistungen, um an ihnen teilhaben zu können. Was man hat, wird mit anderen geteilt, so wird nicht nur Geld gespart, sondern auch noch die Umwelt geschont, da weniger produziert werden muss. Ganz neu ist das Teilen zugegebenermaßen nicht, aber die moderne Technik verändert die Vorgänge doch gewaltig, zumindest in urbanen Gegenden.

Früher gab es bereits Wohngemeinschaften, Mitfahrzentralen, Bibliotheken oder Flohmärkte und wenn man mal eine Bohrmaschine oder eine Leiter brauchte, hat man eben den Nachbarn gefragt. In kleinen Ortschaften hat sich daran bis heute nicht viel geändert, doch immer mehr Menschen zieht es in die Städte. Doch was tun wir, wenn wir in einer Großstadt leben und die meisten Nachbarn nicht persönlich kennen und entsprechend auch nicht wissen, ob die eine Bohrmaschine besitzen, die wir leihen könnten? Hier kommt wie so oft das Internet ins Spiel, das ja schon oft gut darin war, die Anonymität der Großstadt abzubauen (Stichwort Online-Dating). Aber Dinge mit anderen wildfremden Menschen zu teilen ging nicht so ohne Weiteres. Dafür fehlte ganz einfach das Vertrauen, das das Internet erst aufbauen musste.

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Legal, illegal, nicht ganz egal

Zunächst gab es Tauschbörsen für Musik, Filme und Software, die allerdings überwiegend illegal operierten und dadurch die Musik- und Filmindustrie mächtig ins Schwitzen brachten. Inzwischen hat die Industrie sich aber angepasst und Napster und Co sind legalen Angeboten wie Spotify oder Netflix gewichen. Aber auch anderen Wirtschaftsbereichen geht es jetzt zunehmend an den Kragen, denn die Sharing Economy stellt für einige von ihnen eine ernste Bedrohung ihrer Existenz dar.

Warum sollte ich mir z.B. eine neue Bohrmaschine kaufen, wenn diese in ihrem Leben durchschnittlich gerade einmal 13 Minuten im Einsatz ist und den Rest der Zeit in einer Abstellkammer oder einem Keller als totes Kapital Staub ansetzt und Platz wegnimmt? Oder warum sollte ich mir in der Großstadt ein Auto kaufen, wenn dies die meiste Zeit nur herumsteht, da es im Alltag einfach nicht praktisch ist? Dinge bei Bedarf zu leihen, erscheint da überwiegend deutlich sinnvoller. Inzwischen sprießen immer mehr Dienste wie Pilze aus dem Boden, die genau das ermöglichen – aber Sharing Economy ist nicht gleich Sharing Economy. Der idealistische Ansatz der Anfangszeit wurde längst von Multimilliarden-schweren Unternehmen wie Uber oder Airbnb kommerzialisiert, was durchaus auch Kritik mit sich bringt – dabei ist der Grundansatz durchaus ein ­lobenswerter.

Das Internet kontert die Anonymität der Großstadt

Sharing is Caring

Teilen ist nicht nur gut fürs Karma, sondern auch für die eigene Brieftasche und für die Umwelt, denn letztendlich werden durch weniger Konsum auch die Ressourcen geschont. Früher war dies lediglich im lokalen Umfeld möglich, doch dank des Internets und der massiven Verbreitung von Smartphones ist aus der Sharing Economy ein globales Phänomen geworden. Neue Marktplätze und Plattformen bieten immer einfachere Wege, so ziemlich alles miteinander zu teilen und dabei sogar noch ein bisschen Geld zu verdienen. Doch genau dabei scheiden sich die Geister, denn für einige Nutzer ist der Einsatz von Geld bereits ein Verrat am ursprünglich altruistischen Tauschgedanken.

Plattformen wie z.B. Couchsurfing fingen genauso an, als idealistische Plattform, ohne Streben nach monetärem Gewinn. Man konnte über den Dienst die Schlafplätze fremder Menschen nur in Anspruch nehmen, wenn man im Gegenzug auch selber einen Schlafplatz anbot. Eine Bezahlung für den Schlafplatz wurde explizit untersagt. Von Anfang an wurde die nicht profitorientierte Plattform von Freiwilligen organisiert, deren Nutzer in ihrer Freizeit sogar die Website unentgeltlich mitprogrammierten. Dies ging lange Zeit gut und die Plattform galt als Paradebeispiel für ein unkommerzielles Miteinander. Leider gab es einige Probleme, die 2011 zu einer Änderung der Unternehmensform und dem Einstieg eines Investors führten. Seitdem hat die Plattform vieles ihres idealistischen Charmes eingebüßt, denn viele Veränderungen ebneten den Weg zu einer schrittweisen ­Kommerzialisierung.

Hier gehts zum 2. Teil.

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