Xiaomi Mi4

Redaktion 9. November 2014 2 Kommentar(e)

Mit seinem Flaggschiff Mi4 will der chinesische Hersteller Xiaomi ganz vorne mitmischen. Pfeilschnelle Hardware, hervorragende Verarbeitung und ein Knallerpreis sind dafür gute Voraussetzungen. Wir haben uns angesehen, ob es einen Haken gibt.

Das Metall-Smartphone aus dem Reich der Mitte

soll den etablierten Herstellern ordentlich einheizen

Namen wie Meizu, Oppo oder Xiaomi kennt in unseren Breiten fast niemand, dabei verkaufen sich die Smartphones dieser jungen Hersteller prächtig – zumindest in ihrem Heimatland China. Einer der aufstrebensten Player aus dem Reich der Mitte ist Xiaomi: Das 2010 gegründete Unternehmen ist dort nicht nur Marktführer, sondern zeichnet auch für die hervorragende Custom-ROM MIUI verantwortlich, die neben CyanogenMod die populärste Alternative zu den von großen Herstellern lancierten Android-Versionen darstellt. Und nachdem im Jahr 2013 mit Hugo Barra einer der wichtigsten Köpfe hinter Googles Android und dessen Nexus-Reihe abgeworben wurde, ist klar, dass es Xiaomi überaus ernst meint.

Xiaomi macht weder beim Geräte-Design, noch bei der Gestaltung der Benutzeroberfläche einen Hehl daraus, sich an Apple zu orientieren. Das Fehlen eines richtigen App-Menüs könnte Android-Fans aber sauer aufstoßen.

Verfügbarkeit, Preis und Verarbeitung

Das Mi4 ist das aktuelle Flaggschiff des Unternehmens. Während es in China nur über Xiaomis hauseigene Webseite verkauft wird, kann man es hierzulande über Online-Shops erwerben. In der 16 GB Variante kostet es dort meist 350, mit 64 GB Speicherplatz 400 Euro. Somit liegt das Mi4 in etwa auf einem Level mit dem ebenfalls zum Kampfpreis angebotenen LG Nexus 5, ist aber deutlich hochwertiger verarbeitet: Der Rahmen des Gerätes ist aus Edelstahl mitsamt Magnesium-Legierung gefertigt. Eine derart hohe Qualität bekommt man ansonsten nur bei deutlich teureren Smartphones von Apple, HTC, Sony und neuerdings auch von Samsungs Alpha-Reihe geboten. Die Materialwahl hat aber ihren Preis, der sich zwar nicht in Euro, aber im Gewicht bemerkbar macht. So ist das Mi4 mit 149 Gramm bei einer Displaydiagonale von 5 Zoll alles andere als ein Leichtgewicht. Die Rückseite ist aus Plastik, fühlt sich aber dennoch robust an. Bemängelt werden muss die Haptik des Gerätes, denn die Kombination aus hohem Gewicht und glatter Rückseite sorgt dafür, dass es dazu tendiert, im Alltag schnell einmal aus der Hand zu rutschen.

Top-Hardware, tolles Display

Was die inneren Werte betrifft, reiht sich das Mi4 nahtlos in die Riege von Top-Smartphones anderer Hersteller ein. Als Herzstück fungiert ein Snapdragon 801 Quad Core mit 2,5 GHz, einer Adreno 330 GPU und ganzen 3 GB Arbeitsspeicher. Leistungstechnisch liegt das Mi4 somit auf einem Level mit dem HTC One (M8), dem Samsung Galaxy S5 oder dem Sony Xperia Z3.
Ebenfalls absolut gelungen ist das Display: Es besitzt satte Farben, sehr gute Blickwinkelstabilität und mit einer Auflösung von 1920 x 1080 Pixeln auf 5 Zoll eine Pixeldichte von sehr guten 441 ppi. Einen Pluspunkt gibt es für den Akku, der mit 3.080 mAh überdurchschnittlich groß ist und selbst einem sehr geschäftigen Tag locker übersteht.

Optisch und in Sachen Gehäuse-Qualität macht das Mi4 alles richtig. Der Edelstahl-Rahmen sieht super aus, macht das Gerät mit 149 Gramm aber auch relativ schwer.

iPhone mit Android?

Böse Zungen behaupten ja, dass asiatische und insbesondere chinesische Hersteller dazu tendieren, sich relativ unverfroren an Designs und Ideen der Konkurrenz zu bedienen. Im Falle des Mi4 bewahrheitet sich dieses Klischee, nicht nur das Design des Gehäuses, auch die Benutzeroberfläche MIUI orientieren sich stark am mittlerweile nicht mehr ganz aktuellen iPhone 5S. Übrigens macht Xiaomi selbst daraus keinen Hehl, vielmehr stilisiert sich Firmenchef Lei Jun gerne medienwirksam als chinesischer Steve Jobs.

Uns soll es recht sein, denn sowohl Design als Betriebssystem gefallen. Die im Mi4 verwendete MIUI-Version basiert zwar auf Android 4.4, hat mit der Original-Firmware aber nicht mehr allzu viel gemein. Statt dessen orientiert sich das Bedienkonzept an Apples iOS, ein App-Menü fehlt beispielsweise, stattdessen werden alle Apps einfach am Homescreen platziert. Bei unserem Testgerät waren auch mit der aktuellsten Firmware-Version (Decuro.de 4.9.12) einige vorinstallierte Apps nicht eingedeutscht und somit ohne Chinesischkenntnisse nicht nutzbar. Auch LTE ist in Europa nicht einsatzbereit.

Fazit

Apple-Abklatsch hin oder her: Design und Verarbeitung des Mi4 sind top, mit 5 Zoll besitzt es die gleiche angenehme Größe wie ein Nexus 5 und die Hardware ist auf einem Level mit den Flaggschiffen der Konkurrenz. Abstriche gibt es für die (noch) nicht fehlerfreie deutsche Übersetzung und die Tatsache, dass das Smartphone nur über Import-Shops verfügbar ist. Sollte Xiaomi demnächst auch in Europa offiziell starten, haben Apple, HTC und Samsung ein Problem. Denn das Mi4 steht den etablierten Marken in nichts nach.