Google: Deutscher Justizminister fordert Offenlegung des Suchalgorithmus

Redaktion 17. September 2014 4 Kommentar(e)

Die Politik nimmt Google in die Zange: In einem Interview fordert der deutsche Justizminister die Offenlegung von Googles Suchalgorithmus. Was auf den ersten Blick positiv klingt, könnte aber katastrophale Folgen für Internetnutzer weltweit haben. 

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Krieg in der Ukraine, ISIS-Terror im Irak und eine nie dagewesene Ebola-Epidemie in Westafrika: Die Politik, so wirkt es, kommt dieser Tage den Krisenherden gar nicht mehr hinterher. Heiko Maas allerdings, unserem allseits (un)bekannten Justizminister, scheinen diese weltpolitischen „Kleinigkeiten“ aber eher weniger zu interessieren. Er kümmert sich lieber um das wirklich drängendste Problem unserer Zeit: Google. In einem Interview fordert der SPD-Politiker jetzt indirekt die Offenlegung von Googles Suchalgorithmus.

Ein seit 2010 schwelender Streit

„Am Ende geht es darum, wie transparent die Algorithmen sind, die Google benutzt, um seine Suchergebnisse zu sortieren“, sagte Maas in einem Interview mit der Financial Times. „Wenn eine Suchmaschine einen solchen Einfluss auf die wirtschaftliche Entwicklung hat, dann ist dies eine Angelegenheit, mit der wir uns befassen müssen.“ Hintergrund ist ein seit 2010 laufender Streit zwischen Google und der Europäischen Kommission, da Wettbewerber dem Internetgiganten vorwerfen, die Suchergebnisse so zu manipulieren, dass eigene Dienste höher und prominenter als die der Konkurrenz angezeigt werden. Wer etwa nach „Maps“ sucht, bekommt als erstes Google Maps angezeigt und erst an dritter Stelle folgen Angebote der Konkurrenz. Eigentlich hatten sich Google und die EU-Kommission bereits im Februar geeinigt – unter anderem wollte Google die eigenen Angebote besser kennzeichnen und Mitbewerbern mehr Platz in den Suchergebnissen einräumen. Doch nachdem sich Googles Konkurrenten kritisch zu den Zugeständnissen äußerten, schnürte die Behörde den bereits erzielten Kompromiss wieder auf.

Katastrophale Folgen für Internetnutzer weltweit

„Transparent“ soll Googles Suchalgorithmus also werden. Ja, Transparenz ist so ein schöner, positiv besetzter Begriff – wer ist denn bitteschön nicht für Transparenz? Das wohlklingende Wort sollte aber nicht darüber hinwegtäuschen, dass Maas nicht weniger als die Offenlegung von Googles zentralem Geschäftsgeheimnis fordert – mit katastrophalen Folgen für die Internetnutzer weltweit. Denn sollte Google der Aufforderung tatsächlich Folge leisten, was glücklicherweise noch unwahrscheinlicher als ein Sechser im Lotto ist, wäre das Internet als Informationsquelle von heute auf morgen praktisch nutzlos. Horden von Suchmaschinenoptimierern würden sich Googles Suchformel nehmen, analysieren und ihre Internetseiten darauf abstimmen. Das Ergebnis: Niemand würde mehr irgendetwas finden. Eine Suche nach „Heiko Maas“ würde dann nicht mehr den Wikipedia-Eintrag oder die private Webseite des 47-Jährigen zutage fördern, sondern obskure Preisvergleiche, Pornoseiten und Penisverlängerungen. Ob der Justizminister daran wohl gedacht hat? Unwahrscheinlich. Ein Studium der Rechtswissenschaften macht einen nicht gerade zum Suchmaschinen-Experten.

Geschicktes Ablenkungsmanöver

Im Kern geht es aber auch gar nicht um Googles angeblich marktbeherrschende Stellung, sondern um ein geschicktes Ablenkungsmanöver: Seit knapp zwei Jahren ist die massenhafte Ausspähung der Bundesbürger durch den amerikanischen und britischen Geheimdienst schon bekannt. Was ist in dieser Zeit geschehen? Nichts. Wer die eigenen Bürger nicht vor NSA, GCHQ & Co. schützen kann, wirft halt lieber eine Nebelkerze und haut mit populistischem Eifer auf Google ein. Und wer weiß, vielleicht verfängt die Google-Schelte ja und man ist in der Lage, die SPD aus dem chronischen 20-Prozent-Keller zu holen und irgendwann auch ohne Mutti wieder eine Regierung zu bilden. Auch die Sozialdemokraten werden ja wohl noch träumen dürfen.

Was meint ihr zur Forderung von Heiko Maas? Sollte Google seinen Suchalgorithmus tatsächlich transparenter machen beziehungsweise offenlegen? 

Quelle: FT (Paywall) (via Spiegel Online)

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