Roaming ist teuer – kaum bist du über der Grenze, rennt der Gebührenzähler bei jeder Aktion unerbittlich mit. Aufgrund von Druck der EU fallen die Roamingkosten nun um bis zu 17 Prozent.
Die EU sieht sich selbst als “supernationaler Staat” – ein EU-Bürger darf in jedem EU-Staat leben und arbeiten. Aus diesem Gesichtspunkt wirkt es mehr als seltsam, wenn die Handynutzung im “Nicht-Mehr-Ausland” plötzlich um vieles teurer ist als “daheim”.
Zudem bieten die Preissenkungen eine attraktive Möglichkeit, die EU als “für die Bürger positive Einrichtung” darzustellen – wer aufgrund des Glühbirnenverbots seine gesamten Chandeliers ersetzen musste, ist auf den Laden in Brüssel im Allgemeinen nicht sehr positiv zu sprechen. Eine Gebührensenkung würde an dieser Stelle sicher den einen oder anderen positiven Gedanken ans Tageslicht bringen.
Nicht zuletzt aus diesem Grund zeigt die EU-Kommissarin Neelie Kroes eine für EU-Politiker geradezu beängstigende Aktivität: bis 2015 ist eine Komplett-Abschaffung der Roaminggebühren angedacht. Als Netzbetreiber hat man nichts mitzureden: die EU-Kommission ist seit Jahren in der Lage, jegliches nationales Recht durch eine Weisung außer Kraft zu setzen – diese sind sogar für Privatpersonen bindend (!). Deshalb ist davon auszugehen, dass dieser “Traum” auch bald Realität wird.
Jedenfalls: für eingehende Anrufe bezahlst du ab sofort nur mehr 8,4 Cent; im Vorjahr wurden noch bis zu 9,6 Cent fällig. Nach-Hause-Telefonieren ist deutlich billiger: statt bisher 34,8 Cent bezahlst du nun nur mehr 28,8 Centimos pro Minute. SMS kosten ab sofort nur mehr 9,6 Cent, ein Megabyte Daten kostet maximal 53,5 Cents.
Diese Preisreduktion hat für die Netzbetreiber in Österreich verheerende Konsequenzen: aufgrund des enormen Konkurrenzdrucks erzielen die Firmen mehr als 10 % ihres Gesamtumsatzes durch Roaminggebühren – das ist ein Marktsegment, in dem es bisher keine werbewirksamen “All-You-Can-Eat”-Kampagnen zur Bekämpfung der Konkurrenz gab.
Netzbetreiber in anderen Staaten dürften mit dieser Änderung indes weniger Probleme bekommen: im EU-Schnitt machen die Roamingkosten nur rund 4 % des Gesamteinkommens aus.
Animieren euch diese reduzierten Preis zum Mehr-Roamen? Oder holt ihr euch nach wie vor lieber eine Prepaid-SIM? Lasst es uns wissen – die Kommentarspalte ist immer geöffnet.
Quelle: Der Standard