Zensur und Rückzieher: Berühmtes Antikriegsbild sorgt für Aufregung

Michael Derbort 10. September 2016 0 Kommentar(e)

Das Bild ging um die Welt und schockte Generationen: Ein nacktes vietnamesisches Mädchen rennt vor den Napalm-Angriffen der Amerikaner davon. Die Fotografie rüttelt auf und gilt heute als eine der Ikonen der Antikriegsfotografie. Das hindert Facebook keineswegs daran, dieses Foto zu zu löschen. Angeblich wegen der dargestellten Nacktheit. Doch Facebook rudert zurück.

Bildquelle: CNN Money

Bildquelle: CNN Money

Der Lauf der Dinge

Dürften wir nun dieses Bild veröffentlichen oder eher nicht? Zur Sicherheit haben wir uns für ein Konterfei des Facebook-Obergurus Marc Zuckerberg entschieden. Sicher ist sicher. Nicht auszudenken, wenn unser Account auch noch auf die Schwarze Liste wandern würde.

Die Nachricht ging über alle Medien, die Empörung war gewaltig. Das unter die Haut gehende Bild der kleinen Phan Ti Kim Phuc, die völlig nackt und weinend vor den amerikanischen Napalm-Angriffen flieht, ist eine der Ikonen der Antikriegs-Fotografie. Genau dieses Bild hat ein Journalist der norwegischen Zeitung Aftenposten in dem Netzwerk gepostet. Von Facebook selbst kam eine Mahnung mit dem Hinweis, das Foto wieder zu entfernen, keine 24 Stunden später – noch ehe der Redakteur überhaupt darauf reagieren konnte, war dieses Bild wieder verschwunden, der Account gar zeitweise gesperrt.

Facebook begründet diese Maßnahme mit den Nutzerrichtlinien, nach deren Maßgabe Nacktbilder generell verboten seien. Der Verdacht liegt aber auch nahe, dass das in den USA ansässige Netzwerk an dieser Stelle nachgeholfen hat, dieses Foto zu entfernen, weil darauf die US-Streitkräfte nicht wirklich gut wegkommen. Immerhin lässt Facebook auf der anderen Seite ja trotz Nutzermeldungen in betäubender Regelmäßigkeit Einträge stehen, die eindeutig der Verbreitung von Hassbotschaften oder dem berühmten Cybermobbing zuzuschreiben sind. Ein politisches Kalkül also?

Aber nein! So zumindest der Tenor von Facebook. Es gehe dem Netzwerk auch nur darum, die richtige Balance zu finden. Inzwischen soll es gar möglich sein, dieses strittige Foto aus dem Jahr 1972 wieder zu veröffentlichen. Es sei ein wichtiges Zeitdokument, das in einer Aussagekraft wohl der berühmten amerikanischen Prüderie überzuordnen sei. Die Nutzungsbedingungen werden entsprechend geändert.

Grundsätzlich ist es löblich, zu verhindern, dass Facebook zu einem Schmuddelnetzwerk verkommt, diese rigide Vorgehensweise ist allerdings keineswegs nachvollziehbar. Wir freuen uns über das Einlenken seitens dieses Netzwerks, offene Fragen bleiben dennoch.

Quellen:
The Verge
heute.de

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