Superlativen von Herstellern sollte man stets mit einer gewissen Skepsis begegnen. „Innovation in its thinnest form“, wie Dell seine neue Tablet-Serie vollmundig beschreibt, alarmiert alle Sinne im Tester aufs Schärfste. Wir verraten, wie viel Wahrheit hinter dem Claim steckt.
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Das Tablet mit drei Augen
Warum ein so schickes und ansprechendes Gerät einen so sperrigen und blutleeren Namen bekommen hat, ist uns ein Rätsel. Nur eine Drei minus dafür für das Marketing. Eine Eins mit Stern dagegen verdient sich die Zusammenarbeit von Design- und Technikabteilung: Ein so schmales und solides Tablet muss man erst einmal bauen. Wir lösen also das erste Mal auf: Das Venue 8-7840 ist, da einen Milimeter dünner als iPad Air 2 und Sony Xperia Z4, das augenblicklich flachste seiner Art.
Schwarzes Brett
Bleiben wir noch kurz bei der Hülle, bevor wir uns der Innovationsfrage auf anderem gebiet annehmen. Der Alu-Unibody schafft ein sehr kantiges Stück Technik von skandinavischer Schlichtheit. Wenig Rand bietet viel Display bei kleinem Gesamtausmaß – auch hier wurde schlank geplant. Kein Bauteil ist erhaben, kein offener Slot stört die Außenhaut, die Verarbeitung ist tadellos. Unter dem Display sind ein Stereolautsprecher und die Selfiecam eingefasst. Natürlicherweise will man letztere oben sehen; dann steht der rückseitige Dell-Schriftzug aber Kopf. Also doch ein kleiner Makel? Uns stört das weder optisch noch – viel wichtiger – in der Bedienung.
Der erste Eindruck von Qualität verstärkt sich beim Aktivieren des Displays. Satte 2.560×1.600 Pixel (QHD) bei 8,4 Zoll erzeugen mehr Schärfe (361ppi) als manch Film oder Foto an Auflösung bieten kann. Wäre das nötig gewesen? Man muss auf Lichtbildprodukte in 4K-Qualität hoffen. Die Helligkeit des OLED-Displays überzeugt, die Farben sowieso.
Vier Augen für ein Hallelujah?
Kommen wir von der Darstellung zur Abildung. Hier versucht das Venue 8 ebenfalls zu glänzen. Die kleine (Front-)Kamera hat mit 2 MP bereits mehr als manch anderes Tablet auf der Rückseite. Die Hauptkamera löst sogar mit 8 MP auf und bekommt noch zwei zusätzliche Augen zur Seite gestellt. Das von Intel entliehene System heißt RealSense und ermöglicht die Erhebung von Tiefendaten, ähnlich wie beim menschlichen Auge. So kann der Schärfepunkt nachträglich bearbeitet werden. Weiterer Clou beim räumliche Scannen: Mittels Software kann man aus Bildern reale Abstände messen und sogar Flächen berechnen. Das wäre mehr als nur eine Spielerei, denn für neue Tapeten würde ein Bild reichen und sofort kennt man die Quadratmeterzahl der Wand. Konjunktiv deshalb, da es bei dieser Telemetrie noch an Verlässlichkeit mangelt. Manche Gegenstände wurden im Test als viel zu lang, andere als viel kurz gemessen. Alles in allem überzeugt die Kamera trotz viel innovativem Beitrag nicht ganz. Die Verarbeitung im 3D-Modus dauert manchmal sehr lange und auch bei konventioneller Aufnahme werden die Bilder oft milchig. Bei einem Tablet ist die Fotoqualität prinzipiell zu vernachlässigen – es sei denn man stellt die Kamera dezidiert in den Vordergrund, wie es bei Dell passiert. Dann sollte man mehr bieten können.
Dynamischer Diskus
Ein gutes Display und eine Raumkamera machen aus dem flachen Gerät noch kein empfehlenswertes Tablet. Im Alltag besonders wichtig sind eine ruckelfreie Bedienung, schnelle Appstarts, viel Speicherplatz und eine lange Standzeit. Hier werden wir vom Venue 8 nicht enttäuscht. Der Atom-Vierkerner von Intel mit je 2,3 GHz vollbringt mit dem 2 GB-RAM vorzeigbare Leistungen, lediglich beim Verarbeiten von Tiefeninformationen vergehen, wie bereits gesagt, ein paar Gedenksekunden. Mehr fixer Speicher wäre wünschenswert, für Filme muss man auf die externe Erweiterung der 16 GB zurückgreifen. Der Akkus ist zwar groß dimensioniert, bei einem pixelgeizigeren Display wäre die Standzeit aber sicher höher. Einen Preis für die gestochen scharfe Anzeige muss man eben bezahlen.
Fazit
Gegen dieses Tablet spricht kaum etwas. Der Hersteller verspricht Superlative neben Innovationen und hält dieses Versprechen auch. Das Gerät ist optisch eine Wucht und überzeugt auch haptisch. Die Hardware ist absolut konkurrenzfähig, lediglich die proklamierte Super-Kamera ist, wenn auch pfiffig, kaum besser als die anderer Tablets. Wäre sie nicht angepriesen worden, hätte sie auch nicht enttäuscht. Statt 3D-Kamera wünschen wir uns eine angepasste Software, die das gleichzeitige Nutzen zweier Apps ermöglicht. Die haben andere bereits im Programm. Der Preis für dieses Schmuckstück ist dennoch gerechtfertigt.
Super Verarbeitung
atemberaubendes Design
Die Kamera macht Aufsehen, aber leider schwache Bilder
[asa]B00TYLUVPK[/asa]
MicroSD USB Audio GPS HSPA+ WLAN (a,b,g,n,ac) Bluetooth 4.0
Display: Speed: Akku: Verarbeitung: Ausstattung: Design: Haptik: Kamera: |
Leistung:
44730
Grafik:
1715
Browser:
2861
Akku:
702
|
Max. 80627 Max. 4942 Max. 7176 Max. 900 |